München
Cecily Brown
Pinakothek der Moderne, Graphische Sammlung 03.06.–04.09.2022
von Martin Blättner
Die Graphische Sammlung der Pinakothek der Moderne hat sich zum 20-jährigen Jubiläum Spektakuläres einfallen lassen: Ihr gelang es, die in New York lebende britische Künstlerin Cecily Brown mit einem Angebot nach München zu locken, das sie kaum ausschlagen konnte: Die Möglichkeit, Werke im direkten Dialog mit den Zeichnungen und Druckgrafiken der Sammlung zu schaffen. Das war für sie insofern reizvoll, als es um eine Auseinandersetzung vor Ort mit Werken der Kunstgeschichte ging, die ihrer Vorgehensweise zwischen Abstraktion und Figuration entsprechen: Ein Spiel mit organischen Formen, die Menschen andeuten, impulsiv aufladen und einem Bildentstehungsprozess unterliegen, der situativ und intensiv reagiert. Das Wissen um ihre Spontaneität und Fähigkeit, unmittelbar auf Kunstwerke zu reagieren, erleichterte die Entscheidungsfindung. In den 90er Jahren verarbeitet sie auch erotische Motive für ihre neoexpressive Malerei.
Sie interessiert der emotionale Gehalt der Vorlagen und Motive; Kalkül und konzeptionelle Strategien sind aber nicht ausgeschlossen. Dem Werk der Künstlerin werden Einflüsse von Nicolas Poussin, Édouard Manet, William Hogarth sowie Francis Bacon und Willem de Kooning nachgesagt. In den jüngeren Bildern verschrieb sich Brown zunehmend der Darstellung von Landschaften, verzichtete aber nie völlig auf erotische Themen. Klassisches und Alltägliches vermengen sich. Das gilt für die Malerei, aber auch für ihr weniger bekanntes grafisches Werk. Gezeigt werden neuere Werke mit Impulsen von Bosch bis Brueghel, Cezanne bis Michelangelo.
Im Fokus der Auseinandersetzung steht wohl nicht ganz zufällig „Leda mit dem Schwan“ – ein Motiv, das von jeher erotisch aufgeladen ist, wohl auch die vorliegende Grisaille…