Michael Stoeber
Cecily Brown
»Based on a True Story«
Kestnergesellschaft Hannover, 3.9. – 7.11.2010
Es ist, als habe sich Cecily Brown für ihre Werke einen schönen Satz von Oscar Wilde zu eigen gemacht: „Rache ist ein Gericht, das Leute von Geschmack kalt genießen.“ Er stimmt für ihre Kunst im doppelten Sinne. Zum einen bricht Brown mit ihren Bildern in eine Bastion der Kunstgeschichte ein, die ausschließlich von Männern besetzt war, von den Heroen des amerikanischen Expressionismus. Für sie waren Frauen lediglich Objekte ihrer obskuren Begierden. Sie waren Mutter, Madonna und Hure, am Liebsten in einer Person, aber nie ernst zu nehmende Konkurrentinnen auf dem Felde der Kunst. Zum anderen verkörpert Brown in ihrer Malerei sozusagen die Cool Variante gegenüber der Hot Jazz Malerei ihrer Kollegen. Das kann auch nicht anders sein, sonst wären ihre Bilder nur Reprisen. Wo Jackson Pollock noch wie ein Derwisch um seine auf dem Boden liegenden Leinwände tanzte, auf die er die Farben direkt aus Büchsen und Dosen goss (wie uns der Film von Hans Namuth eindrucksvoll zeigt), geht Brown nicht weniger vehement ans Werk und ebenfalls mit dem ganzen Körper, nicht nur mit den Armen malend. Indes weitaus klarer und kalkulierter. Das macht bereits der Gestus der Verfertigung deutlich. Brown hat die Leinwände beim Malen vor sich und benutzt jede Menge Pinsel. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Synthese von Spontaneität und Reflexivität. Sie führt zu der malerischen Spannung, die ihre besten Bilder haben. Sie äußert sich in einem gelungenen Gleichgewicht, in dem sich ihre zahllosen, scheinbar anarchischen…