Heinz Schütz
Ceci n’est pas une sculpture
Mosel und Tschechow Galerie, 29.4. – 26.5.1990
Die Geschichte der Skulptur in der Kunst des 20. Jahrhunderts läßt sich als fortschreitende Demontage des klassischen Skulpturbegriffs lesen: Der Zerstörung der Proportionen im Primitivismus folgt die Preisgabe des Mimetischen zugunsten von Abstraktion, Konkretion und Konstruktion. An die Stelle von Ganzheit und materialer Homogenität tritt in der Collage die Addition des Heterogenen und Fragmentarischen. Die Skulptur wird zum “objet-trouvé”, zum Objekt, zum dreidimensionalen Ding. Im Sinne der “Expansion der Kunst” tendiert sie zum Raum, zur aktionistischen Auflösung, aber auch zum Konzept. Die Folge ist, daß sich der Begriff “Skulptur” in der fortgeschrittenen Moderne als weitgehend obsolet erweist. Wenn sich heute der Begriff aufs neue zu etablieren beginnt, so umfasst er auch – zumindest partiell – jene Bewegungen, die ihn ursprünglich negierten.
Die Frage nach der Skulptur heute steht im Zentrum von “Ceci n’est pas une sculpture” (dt.: “Dies ist keine Skulptur”). Als Prämisse liegt der Ausstellung die Unterscheidung zweier Entwicklungsstränge zugrunde. Der eine, im weitesten Sinne abstrakte Strang, mündet in den Minimalismus. – Von ihm wird der zweite Teil der Ausstellung im Herbst handeln. – Der andere “narrative” Strang wurzelt in Dadaismus und Surrealismus. Dabei steht der erzählerische Strang im Gegensatz zum erstgenannten, hatte doch das lange Zeit dominierende minimalistische Paradigma im Namen des Antillusionismus alles Metaphorische, Allegorische und Narrative verbannt. Neu zu überdenken wäre in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Konzeptualismus.
Dem “Erzählerischen in der Skulptur heute” ist der erste Ausstellungsteil gewidmet. In seiner dokumentarischen Abteilung führt er in…