Jürgen Raap
Catherine Lee
Galerie Karsten Greve, Köln, 31.1. – 18.4.1998
Die Wandarbeiten der amerikanischen Künstlerin Catherine Lee (Jahrgang 1950) bestehen aus Blei und blauem Glas wie das 50teilige Ensemble “Daemon” (1996), aus patiniertem Kupfer (“Cupric”, 1996), oxydiertem Gußeisen (“Outcasts Water Iron”, 1990) oder aus Raku-Keramik nach einer alten japanischen Technik. Solch eine unterschiedliche Materialität führt einerseits zu höchst heterogenen Eindrücken von Schwere und Leichtigkeit, andererseits erlaubt sie Auslotungen verschiedener Zwischenstadien von Malerei (am Objekt) und plastischem Relief:
Die Einzelformen bestehen nämlich jeweils aus mindestens zwei Teilen, die in winkligen Schnitten aneinandergefügt sind. Aufgrund des unterschiedlichen Materials dieser einzelnen Segmente kontrastieren dann lackig-glänzende Flächen mit solchen, die eine erdige Glasur haben oder bei denen die Polierspuren bewußt stehen bleiben. Bei den Keramiken rufen speziell gewählte Bedingungen zum Abkühlen Formen mit groben, porösen Aufplatzungen in der Glasur hervor, die dann mit Teilen kombiniert werden, bei denen die Krakelee feine Sprüngen zeigt.
Das sind nicht nur handwerklich-technische Aspekte, sondern grundsätzliche Elemente des künstlerischen Konzepts. Wenn farbliche Wirkungen auf einer unbehandelten Oberfläche nur durch die Luftfeuchtigkeit entstehen oder durch den Säuregehalt im Patina-Überzug, und dabei der chemische Prozeß die Pinselstriche hervorhebt ( so in “Yielding Once”, 1990), so handelt es sich dabei um theoretische wie praktische Formulierungen einer malerischen Position innerhalb der Bildhauerei. Davon zu unterscheiden sind die Aquarelle, deren Formensprache gegenüber den plastischen Arbeiten autonom ist, und in denen Farbe zur Kolorierung der Flächen dient.
Bei den Reliefs indessen haben die Wahl des Materials, die Erfindung der abstrakten Formen mit Rundungen und Knicken in der Umrißlinie und…