Johannes Meinhardt
Carsten Nicolai
»Computersound als visuelle Struktur«
Kunstmuseum Stuttgart, 17.8. – 4.10.2015
Das Kunstmuseum Stuttgart zeigt im Rahmen einer Ausstellungsreihe mit dem Titel „Sound in Motion. Internationale Video- und Performancekunst“ die streng schwarzweiße Videoinstallation „unidisplay“, 2012, von Carsten Nicolai.
Die Installation ist ziemlich raffiniert: eine ganze Wand, etwa zehn Meter breit, bildet die Projektionsfläche des Videos; links und rechts wird diese Wand begrenzt und zugleich optisch aufgehoben – der Raum erscheint ins Unendliche erweitert – durch zwei parallele, wandhohe Spiegel, die dazu führen, dass die projizierten Pattern, Diagramme und Muster, die weitgehend schon spiegelsymmetrisch (symmetrisch zur Mittelsenkrechten der Wand) sind, sich links und rechts tatsächlich gespiegelt wiederholen. Diese Spiegel spiegeln zwar auch einander, erzeugen ein mise-en-abîme, vor allem aber lassen sie die quasi abstrakten Bewegungen der Pattern und Muster sich ins Unendliche vervielfältigen. Da die beiden Spiegel zwar streng parallel zueinander stehen, aber nach oben minimal auseinanderlaufen, scheint der scheinbar unendliche waagerechte Verlauf der Pattern und Bewegungen nicht nur aus der Ferne zu kommen und auf der anderen Seite wieder zu verschwinden, sondern auch in einem großen offenen Bogen aus der Tiefe empor zu steigen und wieder zu versinken.
Die Grund- und Ruheposition des Videos bilden 4 x 6 Module, im Bildschirmformat, die die 24 Bewegungen und Pattern auflisten, die das Programm nacheinander aufruft und zeigt; und zwar ruft es die Module in der Reihenfolge von links nach rechts und von oben nach unten auf, also in der Leserichtung der lateinischen Schrift. Die 24 einzelnen Filme, die durchweg jeweils etwas länger als eine…