Christian Huther
Carsten Nicolai
Anti Reflex
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 20.1.-28.3.2005
Es geht nicht darum, ein Experte zu sein. Es ist die Neugier, die zählt. Das Gefühl des Abenteuers.“ Carsten Nicolai ist Autodidakt: Kunst, Musik und Naturwissenschaft hat er sich selbst angeeignet. Nicolais humanistische Ideale wurden genährt beim Studium der Landschaftsarchitektur in Dresden zwischen 1985 und 1990: „In jenen Jahren lernte ich den Vorteil einer vielseitigen Identität schätzen … Die Ausbildung zwang uns, verschiedene spezialisierte Wissensgebiete wie Umweltbewusstsein, Forstwirtschaft, Mathematik, Biologie (insbesondere Botanik), Kommunikationstheorie, Stadt- und Landschaftsplanung miteinander zu verbinden, zum Beispiel das Wissen über Erosionsprozesse in die Landschaftsgestaltung zu integrieren … Erst heute, mehr als zehn Jahre später, verstehe ich, wie sehr diese Ausbildung meine Art zu denken, Kunst und Musik wahrzunehmen, beeinflusst hat.“
Folglich hat sich Nicolai von der in den 90er Jahren erfolgreich erprobten Malerei und Holzschnittkunst bald wieder entfernt, trat als forschender Künstler oder als experimentierender Musiker auf der Kasseler documenta und auf der Biennale in Venedig auf. Das Bindeglied zwischen Kunst und Musik ist das Ausprobieren naturwissenschaftlicher Phänomene mit Raum und Klang. Und von Nicolais kontrastreichen Holzschnitten zwischen Schwarz und Weiß ist zumindest die Vorliebe für Polaritäten geblieben. Dies dokumentiert jetzt die Frankfurter Schirn Kunsthalle.
Die Schau gibt erstmals einen größeren Überblick über das Werk des vor 40 Jahren in Chemnitz geborenen Grenzgängers, zeigt aber auch in einem Art „Masterplan“ – so Schirn-Chef Max Hollein – Nicolais aktuelles Denken und Schaffen. „Anti Reflex“, so der Titel der Schau, gliedert sich in zwei Säle. Der erste Saal ist rein analytisch angelegt…