Basel
Carrie Mae Weems
The Evidence of Things Not Seen
Kunstmuseum 26.10.2023 – 07.04.2024
von Angelika Schoder
Wie lassen sich zeitgeschichtliche Leerstellen sichtbar machen, über die kaum etwas in der öffentlichen Wahrnehmung bekannt ist? Mit dieser Frage befasst sich Carrie Mae Weems (* 1953) seit rund 40 Jahren, wobei die Auseinandersetzung mit systematischer Gewalt, Ausgrenzung und Rassismus zentrale Positionen in ihrem künstlerischen Schaffen einnehmen. Die Ausstellung The Evidence of Things Not Seen im Bau für Gegenwartskunst des Kunstmuseum Basel versammelt nun zentrale Werke der Künstlerin zu blinden Flecken der Geschichte. Hierzu gehören Ereignisse der jüngsten Vergangenheit, etwa die Folgen der Ermordung von George Floyd durch Polizisten im Mai 2020. In der Painting the Town Series (2021) dokumentiert die Künstlerin den Umgang mit den Demonstrationen nach Floyds Tod in ihrer Geburtsstadt Portland, bei denen Protestrierende monatelang immer wieder politische Botschaften an Wänden hinterließen, die stets überstrichen und damit unsichtbar gemacht wurden.
Daneben widmet sich Weems auch historischen Ereignissen, in denen die Geschichte marginalisierter Gruppen unsichtbar gemacht wurde. Für die raumgreifende Installation The Hampton Project (2000) greift die Künstlerin auf Bildmaterial aus dem Archiv des Hampton Institute in Virginia zurück, das 1868 auf dem Gelände einer ehemaligen Plantage als Bildungseinrichtung für Schwarze und Indigene Menschen gegründet wurde. Für ihre Installation ließ Weems die historischen Fotos stark vergrößern und auf durchscheinende Stoffe drucken, die sie von der Decke hängend im Ausstellungsraum arrangiert. Hierbei ergeben sich teils bewusst provokante Gegenüberstellungen, etwa das Foto der christlichen Taufe eines Indigenen Amerikaners neben der Aufnahme von einer Bürgerrechts-Demonstration in Alabama aus…
