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Titel: Inszenierte Fotografie II · S. 158 - 159
Titel: Inszenierte Fotografie II , 1986

Caroline Dlugos

Es begann damit, daß Caroline Dlugos, angeregt und inspiriert durch das Aufkommen einer spontanen, in heftigen Ausdrucksgesten sich äußernden Malerei, vorgefundene fotografische Bilder, die sie reproduzierte, im neuerlich heraufbeschworenen Entwicklungsprozeß mit Hilfe malerischer Gesten veränderte. Sie versetzte das statische Weltbild der Fotografie mit dynamischen Malgebärden und band somit seine illusionistische Räumlichkeit an die Fläche. Sie vollzog innerhalb der Fotografie einen Schritt, der in der Geschichte der Malerei der letzten 100 Jahre einen tiefgreifenden Wandel einleitete. Inzwischen haben sich die Spuren der traditionellen Fotografie in ihren Arbeiten, die gleichwohl auf fotografischer Basis angefertigt werden, bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Übriggeblieben ist eine eher abstrakte Fotomalerei, Zeugnis subjektiver Befindlichkeit statt präziser Dokumentation eines wie auch immer gearteten »Äußeren«. Auf der Bildfläche entfalten sich imaginäre Landschaften, die an die Bildwerke der Lyrischen Abstraktion der 40er und 50er Jahre gemahnen. Fotografie ist für Caroline Dlugos lediglich Vorwand einer freien künstlerischen Erkundung, nichts anderes im Endeffekt als die Leinwand für den Maler. An die Stelle der empirisch erfahrbaren Wirklichkeit ist die schwer entschlüsselbare innere Wirklichkeit eines künstlerischen Subjekts getreten. Innerhalb einer vorgegebenen materiellen Situation formuliert es kraft einer malerischen Aktion seine individuelle Ein-Sicht. Es sind die besonderen Farbeffekte, die diese Bilder von entsprechenden Gemälden unterscheiden. Allerdings läßt sich die Frage nicht von der Hand weisen, ob eine solche radikale »Abbindung« des fotografischen Charakters der Fotografie nicht zu bildnerischen Ergebnissen führt – man denke nur an die Gemälde Sigmar Polkes mit chemikalischen Ingredienzen -, die lediglich »Muster« der Malerei wiederholen.

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