Doris von Drathen
Carnegie International
The Carnegie Museum of Art, 5.11.1988 – 25.1.1989
Da liegen sie wieder einmal, die Basaltsteine vom “Ende des 20. Jahrhunderts”, und haben noch einmal weniger mit der Skulptur zu tun, die Beuys 1983 in Düsseldorf selbst eingerichtet hatte, als die Besucher mit Taschenlampen den unheimlichen Raum ausleuchten und die Steine in ihrem hingeworfenen Chaos Stück für Stück entdecken und nach Endzeit oder Neubeginn befragen konnten. Die Aushöhlung, wo aus jedem Stein ein Kegel herausgefräst, in ein Bett von Ton und Filz wieder eingesetzt war, wurde damals genau nach Beuys’ Anweisung ständig bewässert, damit der Ton nicht riß. Das Wasser, das Halbdunkel, die große Fülle der Steine gaben damals Aufschluß über die andere Deutungsmöglichkeit: die Morgendämmerung, den Neuanfang aus dem lebenspendenden Naß. Davon war in München und Berlin wenig, davon ist heute in Pittsburgh nichts mehr. In einem kleinen hell ausgeleuchteten Raum liegen die Steine, in sparsamer Ordnung; gegenüber an der Wand das Warhol-Portrait von 1986 – in diesem Raum sollen “nur” die beiden Künstler geehrt werden, die seit der letzten Carnegie-International 1985 verstorben sind. Untergründig scheint die Hommage aber denn doch zum Motto auszuschlagen für den Kurator der Ausstellung, John Caldwell, der in der Beuysschen Skulptur nur die eine, die Endzeit-Metapher sieht, mit diesem Blick auf die anderen Künstler schaut und feststellt, das, was allen gemeinsam ist, lasse sich auf einen Nenner bringen: Elegie. Das Klagen über Tod und Untergang sei, was international die Künstler verbinde. Auch die Katalogtexte seiner Mitarbeiter interpretieren und deuten in diesem Sinne.
Da…