Jolanda Drexler
Carlos Garaicoa
»Unvollendete Ordnung «
Museum Villa Stuck, München, 9.6. – 4.9.2016
Die Villa Stuck richtet jetzt dem kubanischen Künstler Carlos Garaicoa (*1967) die erste große Soloschau im deutschsprachigen Raum aus – in Kooperation mit den vorangegangenen Ausstellungsstationen in Madrid und Oslo. Abgesehen davon, dass er in München von der Galeristin Barbara Gross vertreten wird, dürfte der seit neun Jahren in Madrid lebende Künstler trotz seines internationalen Renommees als Teilnehmer an der Documenta XI (2002) und mehrfach an der Venedig-Biennale (2005/09) hierzulande kaum bekannt sein. Dies liegt weniger an der eminent politischen Aussage seiner Kunst – politische Kunst ist ja inzwischen auch auf dem Kunstmarkt gut etabliert –, schon eher an seinem bevorzugten Ausdrucksmittel, nämlich der Architektur. Für Garaicoa manifestieren sich gesellschaftliche Entwicklungen am deutlichsten in der Architektur, die für ihn Symbol der Macht wie gescheiterter Utopien ist. Seit den 1990er Jahre untersucht er den urbanen Raum auf Spuren des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandels im 20. und 21. Jahrhundert. Garaicoa, der selbst in Havanna in einer Zeit aufwuchs, als die großen Utopien der sozialistischen Revolution von 1959 zu verblassen begannen, und der einzige sozialistische Staat des Kontinents infolge des Embargos der USA und der Öffnung des Eisernen Vorhangs in eine schwere Wirtschaftskrise fiel. In seiner kritischen Stadtarchäologie zeigt er ebenso die Ruinen gescheiterter kommunistischer Zukunftsvisionen auf wie auch die verfallenen Prachtbauten aus der Kolonialzeit und der von den USA installierten Pseudo-Republik. Die Dichotomie von Utopie und Dystopie bzw. Realität sind Garaicoas konstantes Thema, für den dies „nicht die Ruinen…