Max Glauner
Carlos Bunga
»I am a Nomad«
Haus Konstruktiv, Zürich, 4.6. – 6.9. 2015
Ob er sich durch den großen William Kentridge eingeschüchtert fühlte? „No, we are both nomades,“ entgegnet der 1976 in Porto geborene Künstler Carlos Bunga lachend. Bis September diesen Jahres läuft seine erste Einzelausstellung in der Schweiz „I am a Nomad“ parallel zu Kentridges „The Nose“ im Zürcher Haus Konstruktiv; beide Ausstellungen sind stimmig inszeniert und ohne Gefälligkeit schön. Mit seiner selbstbewusst frechen Replik trifft der junge Portugiese mit Wohnsitz in Barcelona den Kern ihrer künstlerischen Arbeit; weder Kentridge noch er legen sich auf ein Medium fest, beiden geht es mehr um die künstlerische Haltung, den Prozess, als um ein kanonisch abgeschlossenes Werk.
Bungas nomadische Künstlerexistenz vergewissert sich in einer der gut drei Duzend ausgestellten Zeichnungen und Kollagen mit der Tuschzeichnung „Same Times“ (39 x 31cm, 2006). Auf horizontalen Linien, die sich nach unten zu Schraffuren verdichten, repetiert er bis zur Hälfte des Blattes als eine Abwandlung der Phrase „sometimes I am (gelegentlich bin ich)“ die im Englischen ungebräuchliche Wendung „same times I`m“. Die serielle Stupidität der selbstgewählten Strafarbeit wird durch die Neuprägung des Terms durchbrochen. Er setzt, schreibt, zeichnet, streicht durch. Das Neben- und Nacheinander der künstlerischen Tätigkeiten verdichtet sich so zu einem synchronen Schöpfungsakt. Ausgebildet ist der Künstler als Maler und das Malerische hält sich in seiner plastisch-architektonischen Arbeit bis heute durch. Dabei bedient er sich gekonnt und mit Leichtigkeit der Patterns der klassischen Moderne. So finden sich unter dem im 3. Stock ausgestellten Schwarm von Kleinplastiken…