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Ausstellungen: Köln · S. 375 - 375
Ausstellungen: Köln , 1989

Jürgen Raap
Carlo Ciarli

Galerie Apicella, 5.9.-8.10.1989

Der italienische Bildhauer Carlo Ciarli betreibt Nachforschungen über das Licht. Gelb ist daher eine Schlüsselfarbe in seinen Skulpturen und Objekten, die zumeist in sehr strenger Geometrie und Stereometrie angelegt sind: als leicht gekippte Pyramiden, als Quader oder Kästen, in Dreiecksform. Der gelbe Rahmen aus Holz oder anderen Materialien umfaßt geriffeltes Glas, unter dem Farbspuren angelegt sind, Strichelungen, aquarellierte Schlieren. Hierin zeigt sich der Wunsch nach einer totalen Erfassung der Materie und ihrer kleinsten Teilchen. Ciarli verfolgt eine Ästhetik des Atomismus, in der die verschiedensten Aspekte des Lichts tangiert und ausgedeutet werden: als Energiespender und als atmosphärisches Phänomen im physikalischen Sinne wie als Auslöser seelischer Befindlichkeit. Die Sonne des Südens als Naturerlebnis, die eine Landschaft bestimmt und sie verändert, deren Wärme physikalische wie biologische Prozesse auslöst, ablesbar in der Ausdehnung der Quecksilbersäule im Thermometer.

Der Geometrismus in Ciarlis Oeuvre verweist auf die Grundstruktur in den kristallinen Elementen, aus denen sich sinnlich faßbare Materie zusammensetzt. Nach Ciarlis eigenen Worten umspannen die verwendeten Materialien, Quecksilber, afrikanischer Granit, das Gelb, das Glas, “eine Alchimie der Begegnung in der Geschichte, die der Mensch gerade durchläuft, zwischen Individuum – Gedanke – Natur und sozialem Systemzwang”. Ein historisch-phänomenologischer Ansatz, der die Auswirkungen sozialer und kultureller Veränderungen aus Naturereignissen abzuleiten versucht: “Jenseits von allen geologischen Aktivitäten, die im Erdinneren (dort, wo sich Macht verbirgt) stattfinden können, sind der Regen und der Wind daran, die Gipfel der Berge abzutragen, sie führen uns einer hügeligen, weniger rauhen Welt entgegen. Eine Welt, in der die ethnischen Einheiten…


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