Paolo Bianchi
Carl Fredrik Hill
Collection de l’Art brut, 11.5.-27.8.1989
Was für die Schweizer Louis Soutter (1871-1942) ist, ist den Schweden Carl Fredrik Hill (1849-1911). Beide sind zwei historische Figuren der Art brut; hier der helvetische Paria, dort das flackernde Nordlicht. Wie bei Soutter, so verhält es sich bei Hill: der Bruch im Geist führte zur künstlerischen Rettung. Hill wurde 1849 in einem intellektuellen Milieu in Lund geboren. Nicht sein Vater, der Professor für Mathematik war, sondern vielmehr seine Mutter verhalf ihm zum Kunststudium. Zuerst in Stockholm, von 1873 an in Paris, wo er, 24jährig, sich an Delacroix, Corot, Courbet und Boudin inspirierte; er malte Landschaften im Stil der Schule von Barbizon. 1875 wurde eines seiner Bilder für den Salon angenommen. Nach dem Tod des Vaters, 1878, überfiel ihn ein schwerer Verfolgungswahn. Es folgte die Internierung in die Psychiatrische Klinik Passy. Seine Familie nahm in dann nach Lund. Völlig auf sich selbst zurückgezogen, entwickelte er eine eigene esoterische Sprache und Schrift.
“Seelisch gesund wäre Hill als Maler vielleicht ein solider Langweiler geblieben”, bemerkt Outside-Spezialist Fritz Billeter nicht zu unrecht. Der Krankheit war es zu “verdanken”, dass Hemmungen und Schranken weggeräumt wurden, gewissermassen ein kreatives Fieber ausbrach, so dass er zu einer anderen Schicht und zugleich Sicht der Wirklichkeit gelangte. Durch den manischen Vorgang des Zeichnens entfaltete er die “bildnerische Ausdrucksenergie einer obsessiven Ikonographie” (Hans A. Bachmayer, KUNSTFORUM Bd. 100, S. 295). Hill verfügte nicht frei über Zeichenmaterial. Seine Schwester Hedda gab ihm zwei Blatt Papier nach dem Frühstück und nochmal zwei nach dem…