Hanne Weskott
Carl Andre
La Voie Lactée – The Milky Way
Kunstraum München, 24.9-31.10.1985
Carl Andre war für ein Jahr Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD. In dieser Zeit schuf er für den Westfälischen Kunstverein Münster, die Galerie im Körnerpark Berlin und den KUNSTRAUM München neue Arbeiten, die jetzt in Wort und Bild in einem gemeinsamen Katalog dokumentiert sind. Während die beiden Arbeiten »Der Frieden von Münster« und »Das Schweigen von Münster« einen direkten Bezug zur Stadtgeschichte haben, bleiben die Berliner Arbeiten titellos. Die Bezeichnung der Münchner Skulptur als ‘Milchstraße’ hingegen stiftet mehr Verwirrung als Aufklärung. Für Andre verkörpert sie einfach seine Vorstellung von Milchstraße in freier Assoziation zum Bunuel-Film gleichen Namens. Sie besteht aus 2 x 10 x 2 Travertinblöcken, die ausgehend von der Wand des ersten Raumes bis in die Mitte des zweiten reichen. Die ‘Milchstraße’ durchmißt so etwa die Hälfte der drei ineinanderübergehenden Räume des KUNSTRAUMES. Ein Vergleich zur Berliner Innenraum-Skulptur bietet sich schon deshalb an, weil hier ein vergleichbares Konzept vorliegt. 768 Gasbetonsteine sind dort in einer Siebener-Reihe nebeneinander so angeordnet, daß abwechselnd vier oder zwei Steine übereinander liegen. Daraus ergibt sich eine klare rhythmische Gliederung, die der der vorspringenden Wandpfeiler und dazwischenliegenden Mauerflächen in ihrer regelmäßigen Reihung entspricht. Der Durchgang von einem Raum in den anderen bleibt verwehrt. In München hingegen, in den nüchternen, durch glatte Wandflächen begrenzten Räumen, sind die Travertin blocke zu einem geschlossenen, klar begrenzten Körper angeordnet. Hier wirkt nur die lebendige, leicht poröse Oberfläche des Steins. Die Wahl auf den Travertin fiel in…