Sigrid Feeser
Carambolage
Biennale der Partnerregionen
Baden-Württemberg – Katalonien – Lombardei – Ontario – Rhône-Alpes
Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 5.9. – 25.10.1992
Pourquoi le monde est-il devenu rond?” Die Frage empfängt den Besucher wie ein Kalauer. Ja, das möchten wir auch gerne wissen, warum die Welt so rund ist, wie sie ist. Ein schöner Zug, wenn Jean-Luc Vilmouth (Jahrgang 1952) darüber nachdenkt. Rund sind der Apfel, die Iris, die Brust und die Uhr. Rund ist der schöne blaue Tisch, und mittendrin im Runden sitzt der Künstler selbst, das heißt ein Abguß seiner Gestalt. Sinnend richtet die Puppe den Blick durch ein kleines Objektiv nach unten. Ein Spiegel, strategisch plaziert, sammelt den ganzen Raum in seinem Rund ein: Vanitas vanitatum! Ein Gleichnis, was sonst.
Und ein schöner Auftakt für eine Ausstellung, die sich CARAMBOLAGE nennt und Baden-Württemberg mit seinen vier “Partnerregionen” Katalonien, Lombardei, Ontario und Rhône-Alpes vereint. Jochen Poetter, Hausherr in der Kunsthalle Baden-Baden, fand den Titel beim Billardspiel. Dort bedeutet Carambolage “ein gezieltes, gleichwohl unvermitteltes und nur bedingt steuerbares Aufeinandertreffen” der im Spiel beteiligten Kugeln. Wieder ein Gleichnis! Daß Carambolage auch Unfall bedeuten kann, sagt Poetter nicht.
Fünf Kuratoren (die auch für die Kataloge zuständig sind) haben je zwei Künstler ausgewählt. Vilmouth war die Wahl von Adelina von Fürstenberg, Direktorin des Centre National d’Art Contemporain de Grenoble, die auch Ange Leccia (Jahrgang 1952) ins Rennen schickte. Leccias Videoinstallation besteht aus einem großen und teuren Fernseher, drinnen gischtet, solange die Stromzufuhr nicht unterbrochen wird, Welle auf Welle. “La Mer” handelt von einem technischen Gerät, das die Natur als…