Edgar Schmitz
Candice Breitz: New Works
»Dokumentierte Inszenierungen«
White Cube Mason’s Yard, London, 25.7. – 28.8.2007
Auf der einen Seite geht es um John Lennon, 25-mal und von immer wieder anderen Figuren gesungen und aufgeführt. Breitz’ neue Videoarbeit führt ihre Serie von Heldenportraits fort, in der bisher Größen wie Michael Jackson, Madonna und Bob Marley von Fans aufgeführt wurden, die im Karaokeformat ihre Verehrung kundtun und dem gegebenen Ideal dabei gleichzeitig immer wieder neue Metamorphosen aufzwingen.
Auf der anderen Seite geht es um Marylin Manson, Abba und Iron Maiden, oder vielmehr um die, die sich um diese Leitfiguren gruppieren, und darum, wie sie das tun. Breitz hat Fanclubzusammenkünfte festgehalten und dabei so auf ihre Kamera ausgerichtet, dass sie eigentlich nur noch als Inszenierungen erscheinen. In diesem Zwischenbereich lässt sich nicht nur Verehrungspotential ausloten, sondern vielmehr auch anfragen, was sich bei diesen Zusammenkünften eigentlich herstellt. Die Identifikation ist ja durch ihre Vervielfachung in der Gruppe eigentlich sowieso schon verstellt.
Weil Manson wie Abba aber natürlich immer nur Versatzstücke von jeweils gebrocheneren, komplizierteren, ironischen wie humorvollen Lebensentwürfen darstellen, ist deren Leitfunktion ohnehin nie übergreifend geschweige denn stabil oder gar wirklich verbindlich. Wie schon in den Hero Arbeiten liegt auch in den neuen großformatigen Fotografien das Hauptinteresse vor allem auf den jeweiligen Abweichungen vom Original und der eigentümlichen Dramatik der immer nur mehr oder weniger geglückten Identifizierungsversuche, soweit es sich denn um solche überhaupt noch handelt. In Breitz’ kultureller Anthropologie, die Sexualität und Gruppenverhalten ebenso beleuchtet wie kulturelle Formationen und deren Kommerzialierungsmuster, machen gerade die Verbindungsgeflechte zwischen…
