Camouflagen und Flaggen
Parasitäre Taktiken des Widerstands in Zeiten des Terrors
von Ana Longoni
Im folgenden Text werde ich zwei künstlerische Praktiken miteinander verknüpfen, die in Argentinien und Chile während der letzten Militärdiktaturen, die durch systematischen Staatsterrorismus, Tod, Unterdrückung und Angst gekennzeichnet waren, entstanden sind. Inmitten des Terrors üben diese Kritik auf verdeckte und nicht-frontale Weise, indem sie öffentliche Institutionen infiltrieren und offizielle Symbole besetzen, um die geltende Ordnung zu durchbrechen. Die Metapher der parasitären Kunst, auf die verschiedene Künstler*innen und Theoretiker*innen in unterschiedlichen geopolitischen Kontexten zurückgegriffen haben, kann uns helfen, diese Praktiken als Akte des Überlebens und der Simulation zu verstehen. Die Arbeiten von Juan Carlos Romero und der Agrupación de Plásticos Jóvenes1 bedienen sich wie Parasiten hegemonialer Strukturen, Symbole und Institutionen, um im Inneren Platz für ihre oppositionelle Botschaft zu schaffen. Ein Versteck, von dem aus sie trotz der Verfolgung allen ungehorsamen Redens noch eine ganze Menge sagen konnten.
Unbemerkt bleiben
Juan Carlos Romero (Avellaneda, 1931–Buenos Aires, 2017) ist als bildender Künstler sehr bekannt. Sein umfangreiches Werk, das seit Mitte der 1950er Jahre entstanden ist, reicht von experimenteller Gravur, Künstlerbüchern, visueller Poesie bis zu Mail-Art und grafischen Darstellungen. Er war zudem linker Aktivist, Archivar, Initiator von Gruppen und kollektiven Projekten – Aspekte, die sich auch in seiner künstlerischen Praxis wiederfinden. Bereits im jungen Alter von 14 Jahren nahm er mit seinen Kollegen von der Metallfabrik an peronistischen Demonstrationen teil. Im Alter von 17 Jahren war er Betriebssprecher und ab 1955 Aktivist in der Telefongewerkschaft. Als Sympathisant der Neuen Linken war er mit…