Anne Krauter
Camill Leberer
Kunsthalle Mannheim,
24.7., 7.9.1986
Die klassischen Forderungen der Plastik, mit Masse und Volumen dem umgebenden Raum entgegenzuwirken, werden von Camill Leberer nicht nur ins Gegenteil verkehrt, er setzt sie schlichtweg außer Kraft. Die gelben Glasplatten erscheinen als Manifestationen des Lichtes, tendieren in Material und Farbsubstanz zur Auflösung einer taktilen Qualität. Leuchtkraft der Farbe und Transparenz entkörperlichen die Skulptur vom Gegenstand. Da Leberer die Farbe auf das Glas aufwalzt oder mit dem Pinsel aufträgt, werden hin und wieder Strukturen sichtbar. In solchen Fällen steht die eingefärbte Platte als Teil der Plastik einigen runden Öffnungen im Glas mit der Funktion von Durchblicken gegenüber. Spuren des künstlerischen Eingriffes verdeutlichen so die Konzentration im Gestalteten, stellen sie der Streuung des zufällig im Umraum vorgefundenen gegenüber. Auch in anderen Bereichen der Skulptur erhält Leberer die Dialektik zwischen Bezeichnetem und Nichtgenanntem aufrecht. Eisenstangen, die konsequenterweise nie als »Ready mades« zuvor existiert haben, bekommen erst durch Leberers Arrangement im Kunstwerk Gestalt. Neben dem Glas sind sie das wichtigste Material und markieren den Ort der Skulptur, dessen artifizielle Qualitäten sie gegen den Umraum abgrenzen. Von der Leichtigkeit dieser Objekte wird der Betrachter angezogen, doch die Durchlässigkeit erweist sich als ein Irrtum. Durch das sperrige Metall, seine Ecken und Kanten wird man zurückgewiesen. Wie ein sprödes Gerüst umfassen die Metallelemente den Kern der Plastik. Nahezu materielos, erscheint er besonders gefährdet und darum Schützens wert. Obwohl hier gegenständliche Bezüge kaum offenkundig werden, erinnert das Verhältnis des Inneren zu dem abwehrenden Äußeren an Phänomene der Natur, an Früchte und…