Hans-Jürgen Hafner
Cady Noland / Santiago Sierra
KOW Berlin, 30.4. – 29.7.2011
Es ist nicht leicht zu entscheiden, wo die eigentliche Brisanz dieses Ausstellungsprojekts zu lokalisieren ist. Besteht sie etwa in der inhaltlichen Ebene, die die Schau vorschlägt, wenn mit Arbeiten von Cady Noland und Santiago Sierra zwei hochpolitische, in ihrer Anlage aber grundunterschiedlich verfahrende künstlerische Projekte in kontrastiven Bezug zueinander gesetzt werden? Liegt sie auf der kuratorischen Ebene, weil sich so eine in jeder Hinsicht kratzbürstige Paarung durch unbedingte kuratorische Risikobereitschaft aber auch ein ordentliches Quantum Positionierungswillen auszeichnet? Oder ist dieses Projekt alleine deshalb schon brisant, weil es, alles andere als problemlos kommerziell zu verwerten oder diskursiv einzuordnen, in einer Verkaufsgalerie stattfindet?
In der Tat ist es ein schwer zu verdauender Brocken, den uns die Galeristen und Kuratoren des Projekts, Alexander Koch und Nicolaus Oberhuber, da vorwerfen. Dass man das im Ausstellungsbetrieb ohnehin eher selten findet, sei dahin gestellt. Richtig super macht die Sache jedoch, dass die Komponenten, die die fraglose Brisanz des Projekts ausmachen, an keiner Stelle recht zusammenpassen wollen; dass sich künstlerische, kuratorische und institutionelle Ebene nicht ohne weiteres harmonisieren lassen können. Ja, gerade die gezeigte Kunst – historische oder, besser, kanonische Arbeiten von Cady Noland (allesamt Leihgaben aus der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann) und eine Auswahl aktuellerer Projekte von Santiago Sierra – spreizt sich gegeneinander und könnte, trotz möglicher Vergleichbarkeit auf inhaltlicher Ebene, in der Art, wie sie ihre künstlerischen Mittel jeweils einsetzt, kaum unvereinbarer sein.
Eine erste Hürde baut sich bereits darin auf, wie wir uns die jeweiligen…