Jürgen Raap
C. O. Paeffgen – »Handarbeiten«
Museum Ludwig, Köln, 28.5. – 29.8.1999
Seit dreißig Jahren sammelt C.O. Paeffgen Gegenstände aus dem Alltag: Spielzeugwaffen, Kitschpuppen, Andenkenartikel und Musikinstrumente für Kinder. Aber auch ein Schraubenschlüssel, ein Zollstock oder ein Kölnisch Wasser-Fläschchen werden aufgehoben und in den Fundus für seine Plastiken eingefügt, die er “Handarbeiten” nennt. Eine kunsthistorische Bewertung dieser Handarbeiten, die auf eine Traditionslinie mit Marcel Duchamps ready-mades und Robert Rauschenbergs frühen Combine Paintings verweist, wäre gewiß nicht abwegig, doch von ähnlichen künstlerischen Strategien unterscheidet sich Paeffgens Vorgehensweise darin, dass er sich nicht auf Zufallsfunde konzentriert. Vielmehr hat er die Gummipüppchen und Souvenirs gezielt zusammengekauft oder geschenkt bekommen. Deswegen liegt in dieser Art des Sammelns bereits ein künstlerisch-ästhetisches Strukturprinzip, das sich einer neo-dadaistischen Willkür widersetzt und das dann in den nächsten Arbeitsschritten seine konsequente Fortsetzung findet: Paeffgen kombiniert diese Objekte miteinander, etwa einen silbernen Geigenengel mit einem simplen Einwegfeuerzeug, oder eine Torsofigur mit Pinsel, Parfumflasche und Toncassette (“Schöne Frau mit gelbem Pinsel”) und fügt sie in größere Gebilde aus flachen schmalen Brettern und runden Stöcken ein.
Diese runden Objekte sind mal so massiv und dick wie ein Taschenschirm, mal schlauch- oder rohrförmig und leicht gebogen. Der Kontrast zwischen dick und dünn, kurz und lang markiert bereits eine eigenständige formale Qualität innerhalb des gesamten Ensembles. Gegen diese Plastizität behaupten sich die eingefügten Trivialobjekte mit ihrer eigenen Aura; sie sind im Gewirr von Schläuchen keineswegs untergeordnet. Manchmal werden die runden Materialien im “Rohzustand” belassen, etwa ein Gartenschlauch mit seinem rautenförmigen Oberflächenmuster, meistens allerdings mit Stoffen oder…