Jürgen Raap
C.O. Paeffgen
»Handarbeiten«
Galerie Rudolf Zwirner, Köln, 21.2. – 20.4.1992
Handarbeit als Lehrfach im früheren Volksschulwesen bestand gemeinhin in der Unterweisung der Jungen im Umgang mit der Laubsäge und der Mädchen mit Strick- und Häkelzeug. Niemand würde solchen Bastelarbeiten eine künstlerische Qualität zubilligen, und somit ist ein ironisches Understatement offensichtlich, wenn C.O. Paeffgen seine Ausstellung in der Galerie Zwirner mit “Handarbeiten” betitelt. Dies ist keineswegs widersprüchlich, da das alt-griechische Wort für “Technik” auf die praktische Handhabung der Dinge zielt, erst modernes Denken assoziiert damit Maschinelles.
Alle Exponate entstanden 1991, drei von ihnen wurden allerdings bereits 1980 begonnen, so daß diese Arbeiten keineswegs als eine Abkehr vom bisherigen malerischen und grafischen Oeuvre Paeffgens zu verstehen sind, sondern als paralleles Vorgehen – als Materialexperiment zwischen den Kategorien der Skulptur, des Objekts, der Assemblage oder des Reliefs.
Paeffgen benutzt Stöcke, Stäbe und Röhren aus verschiedenen Materialien: transparente Schläuche, kupferne Wasserleitungen oder Hölzer, die mit Silberbronze bemalt oder mit Stoffen umwickelt sind: Leopardenmuster, verblichenes Glitzermaterial oder simples einfarbiges Tuch.
Farbigkeit wird hierbei sehr zurückgenommen eingesetzt, im Gesamteindruck überwiegen dumpfes Grau, Braun, Schwarz, Weiß und Metallisches. Diese Töne verdichten sich zur Aura des Verbrauchten, des Morbiden. Nur ein einziges Ausstellungsstück, ein Stabgeflecht in einem Rahmen aus rostigem Moniereisen, ist mit signalfarbener Buntheit ausformuliert.
Auch die lappenartigen Umwicklungen haben malerischen Charakter, doch im Vordergrund steht das Experiment mit der plastischen Formgebung: in vertikaler und horizontaler Aufreihung entstehen Gebilde mit Leitersprossen oder eine schmale Querstange mit stachelartigen Verästelungen, deren Spitzen mitunter phallusförmig abgeschwächt sind. Gitterroste und grobmaschige netzartige Gebilde breiten sich…