BüroBert, minimal club, Susanne Schultz: Copyshop 2
geld.beat.synthetik. Abwerten bio/technologischer Annahmen
“Kunstpraxis und politische Öffentlichkeit” war der Untertitel des 1993 erschienenen Buches “Copyshop”. Darin ging es um die Bestandsaufnahme einer Anfang der neunziger Jahre begonnenen Bewegung, in der Gruppen aus dem links-autonomen politischen Bereich und solche aus der Kunst/Popbohemia eine Zusammenarbeit erprobten. Eine Zusammenarbeit, die lange wegen gegenseitiger Vorbehalte unmöglich, aufgrund der gesellschaftlichen Lage (Wiedervereinigung, Ausländerfeindlichkeit, Popularisierung von HighTech etc.) geboten schien. Die “Popfraktion” erhoffte sich den Anschluß an politische Praxis, die “Politfraktion” das Anzapfen des in der Subkultur eingeübten Umgangs mit Images der Popkultur.
Ziemlich schnell kristallisierte sich in der Arbeit der losen, an den Kunstkontext gebundenen Gruppen minimal club und BüroBert die Thematik der Neuen Technologien heraus, an denen das Verbinden heterogener oppositioneller Kräfte Erfolg versprach. Erfolg im Sinne der Akkumulation von Wissen und des Nutzens bestimmter Infrastrukturen, um dieses Wissen zu vermitteln. Grund für diese Themeneingrenzung ist, daß Technologie innerhalb der derzeitigen Gesellschaftssituation eine hohe Attraktivität besitzt und das Versprechen birgt, virulente Probleme könnten mit ihr gelöst werden. Das Internet wird in der öffentlichen Diskussion als aufregendes Reich der Kommunikation, die Neuen Medien als Arbeitsplatzbeschaffer für Millionen, die Bio/Gentechnologie als Lösung der Nahrungsmittel- und Gesundheitsproblematik dargestellt. Die hinter dieser Affirmation stehenden industriellen und politischen Kräfte werden ausgeblendet. Im Text von Stephan Geene und Renate Lorenz heißt es dazu: “Wenn ein Einspruch gegen diesen Konsens weder auf Gegenimages (wie solche von Natürlichkeit oder Nichtentfremdung) zurückgreifen kann, noch sich auf ledigliches Abspulen von politischer Kritik, die selber nicht zu einer gegenkulturellen Praxis…