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Titel: Zwischen Kunst und Literatur · von Stefan Buchloh · S. 103 - 107
Titel: Zwischen Kunst und Literatur , 1980

Stefan Buchloh
“Buchloh lügt wie gedruckt.”

Logische Widersprüche in der Gegenwartskunst.

In der Zeichenwelt des Alltags – seien es die diskursiven Zeichen der Sprache oder etwa präsentative und diskursive Zeichen in der Werbung – treten häufig Vermischungen semantischer Ebenen oder Stufen auf. Dabei wird die Hierarchie semantischer Stufen durchbrochen, in der jedes Zeichen einer bestimmten Stufe angehört. Die sogenannte Nullstufe wird von Objekten gebildet, die der objektiven Realität angehören und selbst nicht als Zeichen fungieren. Die Zeichen, welche die Objekte der Nullstufe bezeichnen, bilden zusammen die Sprache der ersten Stufe, wobei Sprache in diesem Zusammenhang in weiterem Sinne verstanden wird und nicht auf ein System diskursiver verbaler Zeichen beschränkt ist. Eine “Sprache, die die Sprache der ersten Stufe zum Gegenstand hat, heißt Sprache der zweiten Stufe usw. Die Sprache, die Gegenstand einer anderen Sprache ist, nennt man Objektsprache; die Sprache, die eine andere Sprache zum Gegenstand hat, heißt Metasprache – diese Begriffe sind innerhalb der Hierarchie der semantischen Stufen relativ.

Die Werbung benutzt die Vermischung semantischer Ebenen als bloßes Mittel zur Steigerung ihrer Wirksamkeit; die Kunst dagegen thematisiert diese Vermischung, um dem Rezipienten die Unterschiedlichkeit semantischer Stufen bewußt zu machen. Die Überlagerung von Meta- und Objektzeichen wird dann besonders deutlich, wenn das Vermischen der Stufen zu logischen Widersprüchen, zu sogenannten logischen oder semantischen Antinomien führt. Daher sollen vor allem Beispiele für solche Formen des Durchbrechens semantischer Ebenen genannt und analysiert werden. In bezug auf verbale Zeichensysteme werden semantische Antinomien nach Georg Klaus wie folgt definiert:

“Semantische Antinomien sind wohlgeformte, aber dennoch logisch falsche Sätze,…


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