Rainer Wick bespricht:
BÜCHER ZUM THEMA ‘KUNST UND FASCHISMUS’
Was seit rund 30 Jahren in unterirdischen Magazinen ein kryptisches Dasein fristet, was von der offiziellen Kunstgeschichtsschreibung seither systematisch ausgeklammert, gemieden, totgeschwiegen wird, findet seit einiger Zeit Stück für Stück ins Bewußtsein zurück: die Nazikunst, oder allgemeiner, die Kunst des Faschismus. Kein Fest für jene immer noch unbelehrbaren alten Kämpfer, diese Rückkehr, aber auch kein Stück kunstwissenschaftlicher Vergangenheitsbewältigung, sondern die Generalabrechnung einiger marxistisch orientierter, meist jüngerer Autoren mit der Kunst des politischen und ideologischen Erzfeindes schlechthin: dies ist der Grundtenor der hier zu besprechenden, in den letzten zwei, drei Jahren erschienenen Publikationen zum Thema.
Daß es sich nicht darum handelt, Kunstgeschichte aufzuarbeiten, geht unmißverständlich aus den einleitenden Bemerkungen von
Berthold Hinz, Die Malerei im Deutschen Faschismus, Kunst und Konterrevolution, München 1974, Carl Hanser Verlag, DM 34,-
hervor. Es sei nicht das Ziel, so Hinz, ‘der Kunstgeschichte eine neue, von ihr bis heute ausgegrenzte Provinz zu erschließen, d.h. eine kunstgeschichtliche Epoche zur Anschauung zu bringen;… vielmehr, eine politisch-ökonomisch begriffene – und nur so begreifbare Epoche in einer ihrer ästhetischen Emanationen vorzustellen.’ (S. 7) Unbestreitbar ist, daß sich in dieser Grundsatzerklärung ein gegenüber der herkömmlichen Kunstwissenschaft fortgeschrittenes Methodenbewußtsein manifestiert. Kunst ist demnach nicht länger immanenter, d.h. von sozialen, politischen und ökonomischen Faktoren isolierter Betrachtung zu unterziehen, sondern in ihren sozio-politischen, polit-ökonomischen Bedingungszusammenhängen zu befragen und zu erforschen. Kein Zweifel. Die Ideologieanfälligkeit dieses Postulates wird indessen da offenkundig, wo Hinz seiner Untersuchung der Malerei im deutschen Faschismus ein marxistisch bzw. vulgärmarxistisch vorgestanztes Fragesystem unterlegt (die vorfabrizierten Antworten gehören selbstverständlich…