Bruno Gironcoli
In der Arbeit schüchtern bleiben
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Museumsquartier 03.02. – 27.05.2018
von Petra Noll-Hammerstiel
Schüchternheit, wie der Titel suggeriert, spürt man zunächst nicht in der auf zwei Ebenen im Museum sowie im Außenraum angelegten, dicht bestückten, retrospektiv und chronologisch konzipierten Ausstellung (Kuratorin: Manuela Ammer) des österreichischen Künstlers Bruno Gironcoli (1936 Villach – 2010 Wien) mit skulpturalen und grafischen Arbeiten aus den 1960er- bis 1990er-Jahren. Materielle und inhaltliche Präsenz zeigen nicht nur die einem großen Publikum bekannten, bühnenhaft installierten späten Monumentalskulpturen, sondern auch seine großformatigen, farbkräftigen, metallisch schimmernden Arbeiten auf Papier. Anders aber als z. B. die Wiener Aktionisten mit ihren Körpermalträtierungen blieb Gironcoli immer dem Werk, dem konkreten Material verhaftet, um, wie er sagte, „in der Arbeit schüchtern bleiben“ zu können. Ebenso zurückhaltend sah er die Begegnung mit Menschen: „Indem ich anderer Menschen Produkte abtaste, bin ich mit ihnen im Gespräch.“
Beginnend im zweiten Stockwerk legt die Schau neben der Präsentation von ca. 20 Drahtplastiken, Polyesterobjekten, Installationen und Monumentalskulpturen den Schwerpunkt erstmals ganz entschieden auf rund 140 Arbeiten auf Papier aus über 30 Jahren, denen auch der Katalog als bisher diesbezüglich umfassendste Publikation gewidmet ist. Von seinen frühen Arbeiten bis hin zu seinem Spätwerk hat Gironcoli ein einzigartiges Formenrepertoire sowohl in der Skulptur als auch in der Zeichnung, die beide im Laufe der Jahre immer größer dimensioniert ausfielen, weiterentwickelt und variantenreich abgewandelt.
Auch wenn er viele Zeichnungen als Entwürfe titulierte, so sind sie doch viel mehr als nur Vorarbeiten für Skulpturen; vielmehr zitierte er diese hier…