Hans-Jürgen Hafner
Bruce Nauman
»Dream Passage«
Hamburger Bahnhof, 28.5. – 10.10.2010
Warum ist diese Schau eigentlich nicht besser? Immerhin ist Bruce Nauman seit Jahren kaum wegzudenken aus den notorischen Artist Rankings und ewigen Bestenlisten. Und mindestens ebenso lange und ganz egal, ob von Kuratoren, Künstlern oder Kritikern hören wir, dass er der wichtigste Künstler der Gegenwart wäre. Das haben wir so häufig und so überzeugt gehört, dass wir uns unweigerlich fragen, warum Naumans derzeitige Schau im Hamburger Bahnhof unter dem schönen Titel „Dream Passage“ nicht besser, spezifischer, vielleicht aber auch nur überzeugender ausgefallen ist. Wo und wie wir bei allem statistisch überwältigenden Aufgebot zentraler Arbeiten aus dem weit gespannten Werk des Künstlers überhaupt an diese Ausstellung anschließen können. Und welchen inhaltlichen Beitrag dieses Berliner Prestige-Projekt zur gegenwärtigen Kunstdiskussion bedeuten könnte.
Denn sie wirkt seltsam grundlos als Ausstellung selber und erscheint im kuratorischen Dialog mit den Sammlungsbeständen des Hamburger Bahnhofs auffällig unmotiviert. Ja sie ähnelt einer Pflichtübung eher, als als souveräne Kür zu erscheinen. Sicher eröffnet die „Dream Passage“ mit einem geradezu gigantischen Paukenschlag. Da sind nämlich, buchstäblich Stoß an Stoß, die großen Raumskulpturen und -installationen, zur ausführlich von Nauman erkundeten Thematik des merkwürdigen Zusammenhangs von Ort, Präsenz und (subjektiver) Erfahrung, aufgestellt. Dieses beeindruckende Entrée ist zwingend, nicht, weil es beeindrucken darf und förmlich soll. Es wird spannend vielmehr durch seine schier Überfülle, die durchaus gefährlich, ja nivellierend wirken könnte aber dennoch spezifisch bleibt. Dieser Komplex der so genannten „Erfahrungsarchitekturen“, er kann uns an die Besonderheit des Naumanschen Projekts auch vor dem Hintergrund der…