Johannes Meinhardt
Bruce Nauman
»Der wahre Künstler«
Kunsthalle Mannheim, 28.5. – 21.8.2011
Die Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim, die Werke aus der Friedrich Christian Flick Collection in Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie Berlin zeigt, betont besonders denjenigen Pol im Werk von Bruce Nauman, der durch die Frage bestimmt ist, was ein Künstler ist; oder was es bedeutet, ein Künstler zu sein; oder welche gesellschaftlichen Aufgaben ein Künstler haben könnte oder müsste.
Dementsprechend zitiert der Titel der Ausstellung eine Neon-Schrift-Arbeit von Bruce Nauman von 1967, die in einer Spirale aus Neonbuchstaben den Satz lesen lässt: „The True Artist Helps the World by Revealing Mystic Truths“. Bemerkenswerterweise äußerte sich Nauman sogar zu diesem Satz, der eine der denkbar plattesten und konventionellsten Überzeugungen einer kunstfernen idealistischen Ästhetik formuliert, in einem Interview nicht eindeutig – weder eine sarkastische noch eine ironische noch eine kritische noch eine affirmative Haltung einnehmend: „`Der wahre Künstler hilft der Welt durch die Enthüllung mystischer Wahrheiten.´ Frage: Und glauben Sie daran? Bruce Nauman: Ich weiß nicht. Ich denke, wir sollten das offen lassen.“
Schon von Beginn seiner künstlerischen Arbeit um 1966/67 ging es für Bruce Nauman nicht mehr um ein Werk im traditionellen Sinn der Moderne; Wie die Künstler der Minimal Art, die kaum eine künstlerische Generation älter waren als er, wurde ihm klar, dass die Malerei mitsamt der ontologischen oder idealistischen Ästhetik der Moderne am Ende war. Im Gegensatz zu den Künstlern der Minimal Art aber, die mit einer tendenziell positivistischen Grundhaltung Kunst als Untersuchung von Situationen und Ereignissen, von Materialien und Prozessen verstanden…