Jutta Schenk-Sorge
Bruce Nauman
Image/Text 1966-1996
Kunstmuseum Wolfsburg, 24.5. – 28.9.1997
Centre Pompidou, Mnam-Cci, Paris, 16.12.1997 – 16.3.1998
Hayward Gallery, London, Juli-Sept. 1998
Museum of Contemporary Art, Helsinki, Okt. 1998 – Jan. 1999
Erst vor zwei Jahren bot eine große, von amerikanischen Museen organisierte Retrospektive Bruce Naumans Gelegenheit, das vielfältige Werk dieses Künstlers in seiner geistigen wie medialen Breite wahrzunehmen. In Europa machte die Schau in Madrid und Zürich Station, nicht jedoch in Paris. Vielleicht gab das den Anstoß, daß das Centre Pompidou jetzt bereits wieder eine mit über 50 Werken reichlich bestückte Wanderausstellung organisierte, die noch vor Paris in Wolfsburg ihre Premiere erlebte. Für Christine van Assche, die verantwortliche Kuratorin, besteht kein Zweifel, daß sich das Unternehmen durch einen spezifisch europäischen Blick auf Naumans Werk rechtfertigt. Zwei Aspekte stellt sie heraus. Den einen benennt bereits der Untertitel der Ausstellung “Image/Text”, der auf Naumans Umgang mit Sprache im weitesten Sinne verweisen soll. Das reicht von Wortspielen und grafischen Schriftmanipulationen über bildliche und musikalisch-akustische Praktiken bis zu gestisch-mimischer Körpersprache. Untrennbar damit verwoben sind kunsthistorische, literarische und linguistische Bezüge, natürlich zu Duchamp, explizit zu Samuel Beckett und zu so weit auseinanderliegenden Größen wie Ludwig Wittgenstein und Alain Robbe-Grillet. Der zweite Interessenschwerpunkt der Schau gilt der Rolle und der Einbeziehung des Betrachters. Beide Ansätze wurden jedoch auch bisher keineswegs übersehen. So bringt die Ausstellung zwar nicht unbedingt neue Erkenntnisse, aber trotzdem Gewinn. Sie ermöglicht einen facettenreichen Einblick in das Werk des derzeit wohl bedeutendsten amerikanischen Künstlers, dessen herausfordernde Intensität und Komplexität immer wieder dazu zwingt, die…