BROT
> GETREIDE, MEHL
1969 hatte Wolf Vostell das Gebäude der Kölner Oper mit Brot vermessen. “Er setzte das monumentale Bauwerk in Relation mit dem Energiespender Brot”, schreibt Ursula Peters dazu.1 In Sigmar Polkes Gesamtwerk taucht in den 60er und 70er Jahren immer wieder das Palmen-Motiv auf, und dazu gehört auch eine Fotoarbeit aus dem Jahre 1968 mit einer “Brotpalme”2. Heinz Zolper gab seiner “Dame mit Brot” (1998) die originalgetreue Kunststoffnachbildung einer Brotscheibe als Attribut.
Zum Thema “Kunst und Brot” kommen nahezu alle künstlerischen Darstellungsformen und Medien zum Einsatz, wie die gleichnamige Ausstellung 1997 im Brunswiker Pavillon Kiel herausstellte. Auch das 1955 gegründete Deutsche Brotmuseum in Ulm dokumentiert nicht nur eine Geschichte des Handwerks und des Brotes als Kulturgut, sondern präsentiert ebenso zeitgenössische künstlerische Darstellungen.
Das Brot ist Motiv wie in den Fotoarbeiten von Ernst Hesse (“Brot/Bedrich Hrozny…”, 2000) oder in den Bildern von Ilse Wegmann und Dieter Kraemer. In diese Motiv-Kategorie gehören auch Dieter Kriegs Brezel-Darstellungen. Brot ist Material wie in Tom Koesels “Brotauto”, das aus einem unveränderten originalen Brotlaib als Karosserie besteht, ergänzt um eingespießte Drahtgestelle, die Räder und Achsen darstellen. Und schließlich steht Brot ebenfalls im Mittelpunkt von künstlerischen Aktionen, etwa bei Tatsumi Orimoto oder Hermann-Josef Hack.
Ernst Hesse ist eigentlich Bildhauer, und man spürt bei der Betrachtung seiner Fotoarbeit ein plastisches Interesse am kastenförmigen Brotkörper, an den Poren und Rissen, die der Teig durch den Backvorgang erfahren hat. Die harten Kontraste der Schwarz-Weiß-Fotografie betonen eine Detailschärfe: Die weißen Mehlflecken und die schwarzen Risse und Porenlöcher heben sich von der grauen Oberfläche…