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Titel: Outside USA · S. 150 - 159
Titel: Outside USA , 1991

Brion Gysin (*1916)

Versuch einer Annäherung
Von Udo Breger

Noch im April des Jahres 1986 hatte der inzwischen 70jährige in einer seiner letzten Tagebucheintragungen sein Schicksal als Künstler beklagt: Sein bildnerisches Werk sei zu wenig umfangreich, schrieb er und fuhr fort, wie könne man sich überhaupt als Maler bezeichnen, wenn man nicht einmal über ein eigenes Atelier verfüge. Drei Monate später war Gysin tot. Gestorben als ein in den vierziger Jahren naturalisierter US-Amerikaner, der ein Drittel seines Lebens in Marokko zugebracht und Paris zu seinem endgültigen Domizil bestimmt hatte. Seine letzte Heimat war der Wind der Atlantikküste südwestlich von Tanger, der seine Asche in alle Himmelsrichtungen wehte.

Eine eindeutige Berufsbestimmung ist nahezu unmöglich: Gysin war Maler, aber auch Buchautor, Performance-artist, einer der Väter der Poésie sonore, gemeinsam mit Ian Sommerville Erfinder der Dreammachine und Homme du monde. William S. Burroughs hatte er “sehen gelehrt” und in die von ihm gefundene Cut-up-Methode eingeweiht. Er hatte Drehbücher verfaßt und selbst vor der Kamera gestanden. Doch versuchen wir es der Reihe nach:

*

Das Licht der Welt hatte Gysin im Kriegsjahr 1916 in England erblickt “in Sichtweite des Greenwich-Observatoriums”. Das Regiment seines kanadischen, als gebürtiger Schweizer Calvinist in England aufgewachsenen und später emigrierten Vaters war hierher verlegt worden. Im Troß mitgereist die kanadische Mutter, Tochter eines irischen Katholiken und einer schottischen Presbyterianerin. Acht Monate nach der Geburt des Sohnes fällt der Vater in Flandern, die junge Mutter kehrt mit dem Kind nach Nordamerika zurück.

Kindheit und Jugend verbringt Gysin in den USA und Kanada, in Kansas City und Edmonton….


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