Brigitte Rohrbach
Zu Beginn der Geschichte der Fotografie hat man diese neue technische Kunst als ein Verfahren begriffen, das quasi selbsttätig abläuft. Der eigentliche Autor war das Licht. Von »Lichtbildern« sprach man und spricht man zum Teil noch heute, und in der wörtlichen Übersetzung der Bezeichnung »Fotografie« klingt dies noch nach. Aber haben uns nicht die Schatten alsbald stärker fasziniert als die Gegenstände, die das Licht im Bilde erscheinen ließ? Es mag ein Zufall sein, daß die Fotografie entdeckt wurde, als die Bewegung der Romantik ihrem Höhepunkt zusteuerte. Nun wäre es vollständig verfehlt, wie in der populären Auffassung üblich, die Romantik mit Dunkelheit, Schattenreich, Mystizismus gleichzusetzen. Dennoch ist »Peter Schlemihl« ein typisch romantisches Werk. Die Griechen stellten sich die Totenwelt als Schattenreich vor. In unserer Vorstellung haftet dem Schatten etwas Unheimliches an, ganz ohne Zweifel. Brigitte Rohrbach thematisiert in ihren starkfarbigen Fotoarbeiten dieses Phänomen, benutzt es als Vehikel, um imaginäre Landschaften oder Raumsituationen zu entwerfen, für die es in der sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit keine Entsprechung gibt. Wesentlich zur irrealen Wirkung dieser Bilder trägt der Einsatz der Farbe bei: ein ins Ultramarin tendierendes Blau, ein sattes Rot, ein brennendes Gelb, ein gedecktes Ocker, ungeachtet der unterschiedlichen Temperatur im einzelnen von außerordentlich suggestiver Kraft. Tagträume, Halluzinationen – wie auch immer jedenfalls Bilder, die einer von massenhaft verbreiteten Bildern förmlich aufgesaugten Wirklichkeit wieder Brisanz, Aggressivität – einfach Dasein verleiht. Jedes Abbild vom Schrecken verharmlost den Schrecken, nimmt ihm seine Fürchterlichkeit, stumpft ab, solange man nicht selber direkt betroffen ist. Womöglich können ihm Künstler nur…