Uta M. Reindl
Bright Light
Wasserschloß Presteneck bei Heilbronn, 9.6. – 1.8.1993
Ausstellungsorte – insbesondere historische und solche außerhalb von institutionellen Kontexten – setzen der Kunst oft einen sehr festen Rahmen. Einengend für das Beziehungsgeflecht Künstler – Werk – Betrachter kann auch die Dominanz des Kurators sein, wenn für ihn die Ausstellung zum Statement wird. Ein überzeugendes Gegenbeispiel dazu war in den Sommermonaten “Bright Light”, ausgerichtet von der Stuttgarter Galeristin Brigitte March, zumal hier die künstlerische Offenheit nicht beliebig wurde.
An diesem ungewöhnlichen Ort in peripherer Lage, im Wasserschloß Presteneck inmitten der schwäbischen Landschaft, realisierten 28 Künstler ihre “In situ”-Arbeiten. Fast jeder Raum des sparsam restaurierten Renaissanceschlosses bildete eine Interaktionseinheit. Für den Ausstellungstitel zeichnete, wie auch bei der letztjährigen “Force Sight”, Les Levine verantwortlich. “Bright Light” meint helles Licht, Aufklären oder Wahrnehmungsvermögen, analog zum Ausstellungsmotiv mit zwei wach dreinblickenden Katzengesichtern.
Und die Wachheit des Betrachters für die physikalische Realität des Ortes forderte etwa der Franzose François Yordaminen in der Tat: Sein alleiniger Beitrag war eine Fallentür, die, war man einmal im Raum, zuschnappte und nach ergebnisloser Kunstsuche von innen kaum zu öffnen war. Seltener als in der Vorläuferausstellung präsentierte “Bright Light” mystifizierende oder literarische Eingriffe in die innere Realität des Ortes, wie etwa die Arbeit von Patrick Raynaud: Sein festlich gedeckter Leuchttisch, auf dessen Oberfläche eine nackte Männergestalt reproduziert war, wollte Assoziationen mit mittelalterlichen Grabmälern beziehungsweise Feststafeln jener Zeit wecken.
Das im Ausstellungstitel angekündigte Licht war der Werkstoff für zahlreiche der multimedialen Interaktionen: Ottmar Hörl inszenierte mit “Staubmarsch 1993”, einem Sternbild des Pegasus aus vielen…