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Ausstellungen: Bonn · von Renate Puvogel · S. 298 - 299
Ausstellungen: Bonn , 2014

Renate Puvogel
Brian Jungen

»Zwischen den Kulturen«
Bonner Kunstverein, 30.11.2013 – 2.2.2014

Starkfarbig gemusterte Decken sind über weiße Podeste gestülpt oder wie Umhänge um sie herum drapiert. Das Material entstammt offiziellen Trikots kanadischer Sportvereine, die Brian Jungen zerschnitten und nach Art indianischer Flechttechnik zu bunten Tüchern quasi im Stile der Indianer Kanadas, der First Nation People gewebt hat. Noch heute tragen Nationale Basket- und Baseballvereine Namen wie „Indians“ oder „Red Skins“ und bedienen damit weit verbreitete Klischees. So wie hier Produkte der Sportindustrie in Zeugnisse indigener Kultur umgesetzt sind, so geht es auch in allen anderen Arbeiten darum, Gegenstände westlicher Konsum-, Sport- und Unterhaltungswelt in traditionelle Objekte indianischer Kultur umzuwandeln und in ihnen die Ambivalenz zwischen den beiden Kulturräumen und ihren Bedeutungsverschiebungen aufscheinen zu lassen.

Brian Jungen selbst wurde 1970 als Sohn eines Schweizer Vaters und einer Mutter indianischer Herkunft vom Stamme der Dane-Zaa in Ford St. Jahn, British Columbia geboren und lebt heute in Vancouver. Von seiner eigenen Erfahrung geprägt erschafft er ein Werk, das zwischen Geschichte und Gegenwart, indianischer und abendländischer Kultur, Mythos und Trivialisierung, Kunsthandwerk und Massenprodukt einen facettenreichen Bogen schlägt. Das Ergebnis dieser Formwandlungen sind erfindungsstarke Skulpturen eigenwilligster Formgebung, in denen jeweils beide Kulturen sichtbar werden, allerdings immer gebrochen oder gar pervertiert. In „Moon“ oder „Mother Tongue“ ragen große, mit Tierhaut bespannte Karosserieteile bekannter Automarken hochkant auf weißen Kühltruhen bizarr in die Höhe. Der organische Stoff reibt sich an den scharfkantigen Metallteilen und an den Kühlaggregaten als Ready Mades im Kunstraum. In Kanada säumen letztere zusammen mit anderen…



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