Hans-Jürgen Hafner
Breaking the Rules
»Institution, Repräsentation und andere Krisen«
Stedelijk Museum, Amsterdam, 16.6. -22.10.2006
Es klingt vielleicht überraschend, aber wenigstens in Amsterdam scheint die Welt immer noch erstaunlich intakt zu sein.
Gerade wenn man sich auf die Verantwortlichen der aktuellen Schau verlassen mag, die anstelle von Cézanne- oder Mondrian-bestückten Tourismuspaketen mit einem frischen Konzept (im Interview zur Schau im Museumsbulletin erfährt man dazu mehr) aufwarten, scheint Undenkbares möglich: “Breaking the Rules” ist das Projekt provokant betitelt, mit dem Gijs van Tuyl zusammen mit Sammlungskurator Maarten Bertheux die Routine einer Sammlungspräsentation im Sommerloch aufpeppen will. “Breaking the Rules” will mehr: will in Form einer historisch-thematisch strukturierten Zusammenschau aus Sammlungs-bestand und neu Angekauftem Kunst zeigen, die – salopp gesagt – auf die Konventionen innerhalb der Kunst mindestens genauso pfeift wie auf solche der Gesellschaft. Wodurch sie gerade Position bezieht.
Sowas, sind wir ehrlich, wünschen wir uns doch von Zeit zu Zeit: Arbeiten zu sehen, die sich der Routine eingeschliffener Wahrnehmungs- und Bewertungsmuster widersetzen, die sich nicht sofort nach, einerseits, kunsthistorischen Automatismen und, zum anderen, gesellschaftlichen Erwartungen einordnen lassen und stattdessen auf breiter Front neue Maßstäbe erfordern. Wenn sowas zudem in einem Museum passiert, nur noch besser. Denn im Museum als Institution für Bewahrung, Bewertung und, heutzutage, Vermittlung von Kunst, dürften solche Arbeiten sicher auch ein gewisses Maß an Selbstbefragung bzw. -positionierung nach sich ziehen. Soweit die Erwartungshaltung, mit der ich mir diese Schau angesehen habe.
Was die Schau dann allerdings ausgemacht hat, was auf welche Weise on Display war, war mehr als enttäuschend. Hineingepackt in eine…