Andreas Denk
Bramme auf Halde
Eine Arbeit Richard Serras für das Ruhrgebiet
Eine der großartigsten Situationen in der ehemaligen Montanlandschaft des Ruhrgebiets findet sich im Norden Essens: Auf der 86 Meter hohen Schurenbachhalde, einer der vielen landschaftsprägenden Abraumhalden des Reviers, bietet sich ein einzigartiger Rundumblick über die industrielle Stadtlandschaft. Diesen Ort hat der amerikanische Bildhauer Richard Serra für seine Skulptur “Bramme für das Ruhrgebiet” ausgewählt, die im vergangenen Winter aufgestellt wurde.
Serra hat die Situation für die Installation einer Landmarke genutzt. Von weitem erhebt sich die fast 15 Meter hohe, 4,40 Meter breite und 12 Zentimeter dicke, fast 60 Tonnen schwere Stahlplatte als zeichenhafte Vertikale auf der monumentalen, zungenförmigen Restkohleschüttung. Dem in den schwarzen Kohlengrus und -staub, aus dem die Halde aufgeschüttet ist, serpentinenartig gelegten Weg folgend, ist der Anblick der Arbeit zunächst verwehrt. Serra hat bereits 1995 das Landschaftsbauwerk so aufschütten lassen, daß sich eine leicht gewölbte, anthrazitgraue Oberfläche ergibt, die schließlich in einer schier endlos wirkenden, baum- und strauchlosen Ebene ausläuft. Den “Erdbauch” überwindend, scheint sich der Besucher dem hochrechteckigen skulpturalen Zeichen nur allmählich nähern zu können: Die gewaltige Fläche des Haldenrückens läßt erst bei Näherung auf kurze Distanz die riesenhafte Wirkung der “Bramme”, des Rohstücks bei der Stahlverarbeitung, zur Wirkung kommen. Dabei wirkt nicht nur die schiere Größe der Metallfläche, sondern auch seine über die südliche Schmalseite umgesetzte Neigung von wenigen Grad, der insgesamt 45 Zentimeter ausmacht: Die Situation wirkt aufs höchste befremdlich, wenn nicht sogar bedrohlich.
Serra war bereits anläßlich einer geplanten, aber gescheiterten “Triennale Ruhr” mit einer großen Arbeit…