Sigrid Feeser
Braco Dimitrijevic
Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen,
6.8.-13. 9.1987
Der 1948 in Sarajevo geborene Braco Dimitrijevic lebt in London und gehört zu den Künstlern, die eine ganz bestimmte Kunststrategie entwickelt haben. »1968« war auch für ihn ein unübersehbares Signal, nicht zum Ausstieg, sondern zum definitiven Einstieg in eine Kunstszene, auf der er bald als typischer Vertreter der Konzeptkunst Ansehen und Profil gewinnen konnte.
Schon ein Jahr später startete er seine Arbeit mit zufällig vorbeikommenden Passanten, ließ diese ebenso zufällig entstandene ad-hoc-Kunstwerke signieren, oder plazierte ihre Großfotos an öffentlichen Gebäuden, U-Bahn-Stationen oder Linienbussen. Er ließ die Namen Unbekannter von Transparenten grüßen, widmete ihnen Straßenschilder und Gedenktafeln, errichtete auch einmal, 1979 in Berlin war das, einem, der zufällig Geburtstag hatte und des Weges kam, einen Marmorobelisken im Charlottenburger Schloßpark – und zog auf diese unmittelbar einsichtige, schlagende Weise dem jahrhundertelang eingeübten abendländischen Heroen- und Geniekult mit einem Ruck das morsche Fell über die Ohren, denn: »In der Geschichte gibt es keine Fehler. Die gesamte Geschichte ist ein Fehler.«
Kultur? Ruhm? Dauer? Nichts da, beschloß Dimitrijevic 1976, legte seine Ansichten in einem, ohn’ schauerliches Latein, »Tractatus Post Historicus« nieder und wechselte von der Straße ins Museum über, das er nun zu seinem Atelier, dem »elitärsten«, das es überhaupt gäbe, erklärte. Entschieden kritisierte er den Begriff der formalen Innovation und forderte eine postmoderne Haltung. Anstelle des »intoleranten«, weil aggressiv Ausschließlichkeit für sich beanspruchenden »Stils« entdeckte er die Vielfalt und Unmittelbarkeit eines banalen Nebeneinanders und machte mit seinen »Triptychos Post Historicus«-Arbeiten dann auch gleich Ernst mit dem Sturz der etablierten Werte…