Boyd Webb – Photoskulpturen
Westfälischer Kunstverein Münster
‘Amalgame der Täuschung’ nennt Boyd Webb (1947 in Neuseeland geboren, in London lebend, als Bildhauer ausgebildet) seine neuen Photo-Arbeiten. Aber mit Photographie oder Photokunst haben sie nur dem äußeren Schein nach etwas zu tun; sie wirken eher wie Installations-Dokumente. Aber auch das entlarvt sich als Schein. Auf den gleichmäßig großen Abzügen verstecken sich sehr unterschiedliche Größenverhältnisse. Was Boyd Webb als Szenarium abbildet, ist irreal und synthetisch, gleichermaßen aber wieder sehr handgreiflich. Beim genaueren Betrachten lassen sich die einzelnen Bauteile gut auseinanderhalten:
Körper oder Körperteile (Fische, Arme), die einen Anschein von Lebendigkeit erwecken, reale Gegenstände (Spielzeugmöbel, Reißverschluß, Buch, Kette), silhouettenhaft geformte oder ausgeschnittene Stoffe oder Bleche (als Berge, Tiere, Wände) und Malerei (Wolken, Vögel, Figuren, Hintergründe). Thematisch herrschen Landschaften und Interieurs vor. Die Landschaften erschaffen Natur neu, doch als Ansammlung von künstlichen Werten; die Interieurs erschaffen Raum durch die Verquickung scheinbar beliebiger flächiger und räumlicher Elemente.
Boyd Webb baut diese Szenarien auf (erstellt sie also wirklich) und photographiert sie. Aber nur das Ab-Bild wird dem Betrachter vorgeführt. Die Szenarien werden zerstört – als Kunst existiert nur ihr Schein. Die Möglichkeit, etwas fast, aber nicht völlig real zu machen, ist es, die Boyd Webb an diesen Arbeiten fasziniert. Die ständige Suche nach dem Grad von Realität auf den Photos paart sich beim Betrachter mit der gleichermaßen ständigen Suche nach einer Bedeutung der abgebildeten Arrangements. Man will diesen Darstellungen, die einen starken theatralischen Reiz haben, eine Geschichte abringen, die den Sinn aufschlüsselt. Mit der offensichtlichen Absurdität gibt man sich nicht…