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Magazin: Galerien & Auktionshäuser · von Marius Babias · S. 473 - 475
Magazin: Galerien & Auktionshäuser , 1998

Marius Babias
Boulevard der Besserverdienenden

Die Auguststraße in Berlin-Mitte wird zum Boulevard der Besserverdienenden umgebaut. Die Galerien ähneln immer mehr den Feinkostgeschäften, Mode-Boutiquen und Cafés. Die Stadtplaner applaudieren.

Früher, in den sechziger Jahren, prügelte sich Markus Lüpertz in der Potsdamer Straße. Die Nacht war im Eimer – zumindest auf dem gleichnamigen Skandalbild von Baselitz (1963). Die Szene betrank sich im “Zwiebelfisch” und provozierte mit Aktionen, Flugblättern, Performances. Später, in den siebziger Jahren, zeigte der legendäre Galerist René Block die europäische Avantgarde von Beuys über Richter bis zu Hamilton – aber kein Mensch besuchte die Galerie. Vom Erfolg ermattet, lungerten in den achtziger Jahren die “Jungen Wilden” im “Exil” oder in der “Paris Bar” herum – und wurden von ihren Galerien wie heiße Kartoffeln fallengelassen, als der Markt abgegrast war. Und heute?

Vollgestopft mit Kunst, Clubs und Touristen, erstickt Berlin-Mitte am eigenen Optimismus. Während die letzten Reservate alternativen Lebens und Arbeitens – wie im Tacheles – geschlossen werden, rüsten die Macher massiv auf. Pünktlich zur Kunstmesse “art forum” 1997 weihten die Sammler Erika und Rolf Hoffmann ihr Privatmuseum in den Sophien-Gips-Höfen ein. Im Sommer ’98 eröffnet die mit Bonner Millionen sanierte Kunsthalle Kunst-Werke in der Auguststraße, und im Herbst findet parallel zum “art forum” erstmals die “Berlin Biennale” statt. Zum Jahresende ’97 zogen die Galerien Fischer und Zwinger und die Kunststiftung Poll in das Eldorado, um nach Kunst-Nuggets zu buddeln. Und noch immer stehen welche Schlange, wie die aus dem Martin-Gropius-Bau hinausgeworfene Berlinische Galerie, die unbedingt ins Postfuhramt Oranienburger Straße will, oder die Galerie…


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