Susanne Boecker
Boris Becker: “Territorien”
Kunstmuseum Bonn, 14.8. – 18.10.1998
Fotografie und Malerei verbindet eine wohl nie endende Haßliebe, der die Kunstwelt immer neue Zwitterwesen verdankt. Auch Boris Becker versucht die Symbiose beider Medien und stellt sich dabei gar nicht so ungeschickt an. Radikalstes Ergebnis seiner Annäherungsversuche ist sicherlich die Fotografie “Schnee 1349” aus dem Jahre 1996, ein auf den ersten Blick leeres weißes Blatt. Das irritiert. Denn wir haben es hier ja nicht mit moderner Malerei zu tun (deren monochrome Exerzitien uns seit langem vertraut sind), sondern mit Fotografie. Einem Medium also, auf dem gemeinhin “etwas drauf” ist. Auch auf Beckers Foto ist etwas drauf, nämlich Schnee. Dessen wattige, sich in der Perspektive zu einer kompakten Fläche zusammenschließende Struktur offenbart sich dem Betrachter allerdings erst beim sprichwörtlichen “Nähertreten”.
Die Aufnahme gehört zu der Bildreihe “Territorien” des Kölner Fotografen, die das Kunstmuseum Bonn – nach dem fragwürdigen Auftritt von Karl Lagerfeld – nun als seriöse und dem Image des Hauses adäquate Fotoschau präsentiert. Ein geschickt gewählter Titel, geht es hier doch nicht um Landschaftsfotografie im traditionellen Sinn: Becker verläßt mit seinen Aufnahmen deren angestammtes Gebiet und erobert dem Genre neues Terrain. Fotografiert hat er von Menschenhand kultivierte Landstriche: Ackerflächen, Salatbeete, Bewässerungskanäle, Wiesenhügel, abgeerntete Felder im Umkreis von Köln und Rom – aber letzteres ist unwichtig, denn die geographische Verortung spielt bei diesen Bildern keine Rolle. Ebensowenig macht Becker Kultur-Bilder im Sinne einer wissenschaftlichen Dokumentation agrarwirtschaftlicher Aktivitäten: Beckers Bilder wollen Kunst sein.
Dabei zeigen seine Fotos durchaus genaue Ausschnitte aus der Wirklichkeit. Da gibt es…