Bonnie Camplin
Immer wieder neue Realitätsmuster
Camden Arts Centre 30.09.2016 – 08.01.2017
von Edgar Schmitz
Camplin beschreibt ihre Arbeit immer wieder durch ihr fragendes Verhältnis zu Konsensus-Realitäten, und dadurch, wie individualisierte, nicht abgesicherte Erfahrungs- und Wahrnehmungswelten sich abweichend zu diesen verhalten könnten. Immer wieder geht es ihr darum, genau diesen Verhältnissen auszuweichen, oder sie zumindest zum Schwingen zu bringen. Was sie dabei als Forschung bezeichnet, ist zwischen ihre eigenen Anordnungen und die Machtkomplexe gespannt, auf die sich ihre Arbeit immer wieder bezieht: neuropsychologische und militärische Begriffe von Regelung und Kontrolle, extra-sensorielle Wahrnehmungsphänomene und animiert erweiterte Materialitätsbegriffe geben immer wieder neue Rahmen für das ab, was bei ihr als künstlerische Arbeit im engeren Sinne erscheint. Nur dass genau die sich immer wieder dagegen sträubt, im engeren Sinne fassbar zu bleiben.
In experimentellen Anordnungen wie in der Liverpool Biennale 2014, in der Besucher sich einem hyperspezifischen Protokoll zu unterziehen hatten, um ihre Beziehungen zur Dinglichkeit ihrer liebsten Alltagsgegenstände zu erfahren, zu testen, herauszufordern oder einfach auch sich einzugestehen. Oder für den diesjährigen Turner-Prize, den sie geradezu als Forschungszentrale inszenierte und Besuchern als solche zur Verfügung stellte.
Wo Bewusstsein zu verorten sein könnte, ist übergreifende Fragestellung und Vorgabe ihrer experimentellen Eingriffe. Ver- und Beweisfeld ist dabei so etwas wie subjektive Erfahrung – manchmal in dem Material hinterfragt, das sie als Teil ihrer Ausstellungen immer wieder zur Verfügung stellt und als Erweiterungsmöglichkeit gegen gegebene Horizonte einsetzt und feiert, manchmal fast automatistisch manifest in den sehr subjektiv verfassten Zeichnungen und Diagrammen. Nur dass das, was sie als subjektiv beschreibt,…