Renate Puvogel
Bojan Sarcevic
BQ, Ausstellungsraum, Köln, 24.4. – 19.6.1999
In der Einfahrt zur Galerie Sprüth wird das Auge unwillkürlich von Videobildern eines an eine Fensterscheibe gerückten Monitors eingefangen, und das Ohr vernimmt nahe Orgelklänge. Diese Art, den Betrachter unvermittelt gefangen zu nehmen, ist typisch für die Vorgehensweise des 1974 in Belgrad geborenen Künstlers Bojan Sarcevic. Dabei geht er hier schon distanzierter vor als noch 1998 auf der Manifesta 2 in Luxemburg, wo er den Besucher einem Kafkaesken Raum aussetzte, in welchem Vitrinen leergeräumt, Ausgänge versperrt waren und zusätzlich dichtende Einbauten klaustrophobische Beklemmung hinterließen. Sarcevic war erst 17 Jahre alt, als er zu Beginn des Krieges im ehemaligen Jugoslawien mit seinen Eltern von Sarajevo nach Paris fliehen mußte. Inzwischen pendelt Sarcevic zwischen Paris und Amsterdam. Der ‘Fremdling’ richtet sich, wie man der Arbeit deutlich ansieht, zwar allmählich ein, aber es bleibt das eigene Bewußtsein, ein Wanderer zu sein.
Das erwähnte Video zeigt den Innenraum der spätgotischen Westerkerk in Amsterdam in zwei feststehenden, sich abwechselnden Einstellungen. Bewegung bringen lediglich drei Hunde, die wartend herumlungern, sich gegenseitig und die Umgebung beschnuppern, gelegentlich aufgeschreckt bellend losrennen, um sich dann wieder mit dem Ausharren abzufinden – nichts geschieht.
Das zweite Video ist auch nicht wesentlich ereignisreicher, wenn auch die Szenerie reichlich absurd erscheint: Die Kamera folgt einer männlichen Person, von der man gerade mal die Beinpartie zu sehen bekommt; sie schreitet durch eine Werkshalle und hinterläßt mit jedem Schritt eine zusätzliche Wasserpfütze. Das Naß strömt aus ihren Schuhen, die Schuhe malen dunkle Flecken und die Person versucht mitunter,…