Renate Puvogel
Bogomir Ecker
Städtisches Kunstmuseum, 14.10.1987 – 22.11.1987
Man kann wahrhaftig rote Ohren bekommen, wenn man die Treppe des Kunstmuseums in Bonn emporsteigt: große rotlackierte Metallohren begleiten einen hinauf, hohle Resonanzkörper an der Wand, die hellhörig und hellsichtig stimmen. Sie schaffen die Verbindung zahlreicher Arbeiten in den einzelnen Schauräumen, diese sind jeweils unter den Titel ihres Hauptstückes gestellt: »Das Plateau«, »Linea Sonroa«, »Sklera«, »U-Anlage«.
Ohne daß ECKER Installationen im engeren Sinne errichtet, geht er in den plastischen Arbeiten zwischen 1983 und 1987 auf das Museum als öffentlicher Raum ein. Die Ohren, erstmals an den Bäumen des Hamburger Jenischparks wie Flügel(-ohren) montiert, sind auch hier draußen und erlauschen und speichern das, was in den Räumen vor sich geht. Und dort finden sie mannigfaltige Partner für eine seh- und hörbare Kommunikation in Gestalt technischer und organischer Sende- und Empfängerskulpturen. Ein Austausch von visuellen und akustischen Sinnes- und Informationseindrücken findet statt, in den der Betrachter einbezogen ist. Er stößt auf Flüstertüten, Membrane, auf Augen und Projektoren; es ließen sich noch Eckers Rednerpult, Sprechanlage und Glocken hinzufügen, um in das reinste Verkabelungsnetz von Schall- und Lichtspendern, Vermittlern und Registraturen zu geraten; man spürt Bewegung, Schall und Licht.
Das aufgelistete Motivrepertoire enthält allgemeine und besondere, abstrakte und anschauliche, raffinierte und altmodische Vermittlungsobjekte. Alle sind im gleichen Verhältnis zwischen Wiedererkennbarkeit und sonderbar skurriler Verfremdung entwickelt. Obgleich sie nicht funktionsfähig sind, wird gerade ihre immaterielle Funktion und Wirkung stärker als ihre äußere Gestalt visualisiert. Es sind erfundene Bild-Metaphern für Vorgänge, die auf dem Grat zwischen Realität und Vorstellung operieren. Denn…