Gabi Czöppan
Bodo Buhl
“Ultra”
Kunstverein, 15.4 – 23.5.1988
Die wenigen Eingeweihten, die 1984 zu einer privaten Installation des Münchner Plastikers Bodo Buhl in die Lothringer Straße geladen waren, mögen sich an das Objekt erinnern, dessen Titel “Ultra” der Künstler jetzt zum Motto seiner ersten Einzelausstellung erklärte. Das lateinische Präfixoid “ultra” kennzeichnet in der Alltagssprache einen Superlativ auf- oder abwertenden Charakters; es weist “über etwas hinaus”. In dem gleichnamigen plastischen Ensemble Bodo Buhls verflacht das Prädikat zu einem trickreichen, ironisch-assoziativen Begriffsspiel, das – aus dem Zusammenhang gerissen – nur der Irritation dient. “Ultra” zielt nicht auf Funktion oder Bedeutung, sondern tritt als begrifflicher Baustein in Beziehung zum künstlerischen Konstrukt. In der Ausstellung im Kunstverein, in der Buhl zehn neuere Arbeiten aus den Jahren 1986 und 1988 präsentiert, bleibt nur die modische Worthülse bestehen – die plastische Arbeit von 1984 ist nicht zu sehen.
In seinen neuen Objekten treibt Bodo Buhl Form und Oberflächenschein mit radikaler Ästhetik auf die Spitze. Die aus Manager- und Architekturmagazinen reproduzierten Fotografien, die in Buhls früheren Arbeiten noch in räumlichen Dialog zum Objekt traten, sind einer Konzentration auf ausschließlich plastische Komponenten innerhalb der Skulpturen gewichen. Jede der formal unterschiedlichen Arbeiten steht als Einzelobjekt für sich im Raum. Nebeneinander plaziert, dokumentieren sie die formale und materielle Vielfältigkeit im plastischen Schaffen des Münchner Künstlers. Ästhetisch arrangiert, elegant stilisiert, aus edlen Materialien wie Holz, Lack, Aluminium, hochglanzpoliertem Edelstahl und exotischen Furnieren gebildet, klingen darin Formelemente aus der Design- und Architekturwelt an. Einige Plastiken verweisen auch auf das Formenrepertoire des Konstruktivismus und der…