Düsseldorf
Bodies, Grids and Ecstasy
KAI 10 | Arthena Foundation 01.11.2023 – 27.04.2024
von Sabine Elsa Müller
Die neun Positionen, die der Kurator Ludwig Seyfarth hier zusammenführt, lassen sich weder thematisch noch technisch unter einen Hut bringen. Was sie eint, ist ihr Drang nach einer Einbeziehung der technischen Realität unserer Gegenwart in die klassischen künstlerischen Genres Malerei, Skulptur oder Fotografie. Dabei verschmelzen die verschiedenen Ebenen zur Genese einer neuen Gattung von Arbeiten, die beides sind, technoid und mit einer ausgeprägt handwerklich-haptischen Oberfläche ausgestattet.
Bei Verena Issel begegnen sich Natürliches und Künstliches in einem gerasterten Rahmen. Grids and Flowers nennt sie ihre Installation, die an eine Neuinterpretation der Eisen-Glas-Konstruktionen des 19. Jahrhundert, wie sie für Orangerien und Tropenhäuser errichtet wurden, erinnert. Die Aneignung von Natur geschieht hier nicht durch deren Transfer von ihrem artgemäßen Standort in ein künstliches Biotop, sondern durch ihre Metamorphose in anti-natürliches Material wie Styropor, Plastik, Schaumstoff. Was wie Pflanzen und Blüten aussieht, besteht tatsächlich aus Pfeifenreiniger, Moosgummi oder Schwammtüchern. Je verspielter und bunter es dabei zugeht, desto tiefer geht der Riss durch die Wahrnehmung, die den schönen Schein nicht von der toxischen Belastung, die von diesen Dingen ausgeht, trennen kann.
Verena Issel, 1982 in München geboren, gehört mit Inna Levinson (geb. 1984 in Lviv, Ukraine) und Katja Novitskova (geb. 1984 in Tallinn, Estland) zur jüngeren Generation in dieser Ausstellung, deren generationenübergreifende Ausrichtung zu ihren größten Stärken zählt. Inna Levinson nutzt, wie es viele Maler*innen heute tun, digitale Vorlagen, die sie als digitale Collagen aus eigenem und gefundenem Material am Computer erstellt….