Bodenständig im globalem Rahmen
Stephanie Rosenthal, neue Direktorin des Gropius Baus
im Gespräch mit Ronald Berg
Stephanie Rosenthal ist seit Februar 2018 die neue Direktorin des Gropius Baus als Nachfolgerin von Gereon Sievernich. Die 44jährige, promovierte Kunsthistorikerin war zuvor Chefkuratorin an der Hayward Gallery in London. 2016 leitete sie die Sydney Biennale, davor war sie am Müncherner Haus der Kunst Kuratorin. Für den Berliner (Martin‑) Gropius Bau hat Rosenthal nun Neues angekündigt. Was ist damit gemeint?
Ronald Berg: Frau Rosenthal, Ihre letzten Stationen als Kuratorin waren keine Museen, sondern Ausstellungshäuser. Absicht oder Zufall?
Stephanie Rosenthal: Es interessiert mich schon, ein Ausstellungshaus zu führen und nicht eine Sammlung. Museumsarbeit ist ungeheuer wichtig und schön, aber ich fühle mich doch immer noch eher als Ausstellungsmacherin. Es macht mir ungeheuren Spaß, zu überlegen welche Ausstellungen momentan relevant sein könnten. Die Hayward Gallery und das Haus der Kunst, wo ich zuvor war, haben beide vom Gebäude her einen starken Charakter. Architektur, in diesem Falle des Gropius Baus, als DNA eines Gebäudes und Ausgangspunkt eines Ausstellungsprogrammes, interessiert mich sehr in meiner Arbeit. Die Hayward Gallery hat einen brutalistischen Stil aus Beton. Das Haus der Kunst dagegen ist ein Ort der nationalsozialistischen Kunstauffassung. Ich bin von einem faschistischen zu einem sehr demokratischen Gebäude gegangen. Der Gropius Bau hat jetzt nochmal eine andere Geschichte.
Ist Ihr kuratorischer Ansatz im Gropius Bau der gleiche wie zuvor an anderer Stelle? Sie nennen das Berliner Haus mit seinen Renaissanceformen aus dem 19. Jahrhundert…