CHRISTIAN HUTHER
Blut
“Perspektiven der Kunst, Macht, Politik und Pathologie”
mak und Schirn Kunsthalle, Frankfurt/M., 11.11.2001 – 27.1.2002
Die Eintrittskarte kann man sich sparen, zumindest donnerstags. Dann stehen vor beiden Frankfurter Instituten, dem Museum für Angewandte Kunst (mak) und der Schirn Kunsthalle, Busse des Roten Kreuzes. Eine Blutspende genügt – und schon ist der Eintritt in die große kulturhistorische Schau kostenlos. Immerhin geht es um die Flüssigkeit, die in den Adern von Mensch und Tier rinnt. Blut ist “ein ganz besonderer Saft”, wie Goethe seinen Mephisto im “Faust” sagen lässt und dieser wiederum den Teufelspakt partout mit der roten “Tinte” besiegeln will. Blut ist ein ausdrucksstarkes Symbol – von magischen Riten über das Christentum bis zur Genforschung.
In diesem Spektrum bewegt sich auch die Ausstellung unter Leitung von mak-Direktor James M. Bradburne. Die “Perspektiven der Kunst, Macht, Politik und Pathologie”, so der (etwas unklar formulierte) Untertitel der Schau, sollen die “emotionale, soziale, kulturelle und wissenschaftliche Bedeutung des Blutes” untersuchen. Rund 160 Exponate illustrieren den Begriff, den sich die Menschen quer durch zwei Jahrtausende vom Blut machten. Im Zentrum stehen vier Aspekte, vom Opferblut über das Erlöserblut und das dynastische Blut bis zum Ausblick im 20./21. Jahrhundert.
Die Schau beginnt chronologisch im mak mit dem Thema “Blut und Opferung” und macht dazu gleich eine Ausnahme von der Beschränkung auf die abendländische Zivilisation. Als Paradebeispiel dienen nämlich die geradezu blutbesessenen Maya im alten Mittelamerika mit ihrem Faible für rituelle Morde. Zwei goldene Scheiben illustrieren, wie die Maya das Herz eines Gefangenen bei lebendigem Leib herausschnitten. Die…