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Ausstellungen: Stuttgart · von Michael Hübl · S. 396 - 399
Ausstellungen: Stuttgart , 1998

Michael Hübl
BLUES ‘N’ BALLS

Tracey Moffatt und Tony Brown
Württembergischen Kunstverein Stuttgart. 25.4.-21.6.1998

Liebe in den Zeiten von Aids und Cyberspace: Ist das ein Widerspruch oder eine Ergänzung? Ist das zweite gar die Konsequenz aus dem ersten? Schluß mit “Let’s get physical, I wanna hear your body talk”? Statt dessen: “Let’s get digital, I wanna hear your body chat”? Näheres zum Thema bieten Tracey Moffatt und Tony Brown im Württembergischen Kunstverein. Sie aus Australien, er aus Kanada. Früher hätte man gesagt: beide aus dem Commonwealth, mit Britanniens Krone als gemeinsamem Fixstern. Heute signalisiert die von Martin Hentschel eingeleitete Begegnung im Stuttgarter Kunstgebäude w.w.w., global surfing. Das Web ist der vage, allgegenwärtige Ort, in den Brown sich und die Betrachter einer Installationen einklinkt. In der Kombination mit den Fotoarbeiten und Filmen von Tracey Moffatt ergeben seine Verführungsplätze, die er mittels hochvergrößerter Internet-Links vorführt, ein weiteres Spannungsfeld: Hier die letzte Auflösung des Ich durch elektronische Entkörperlichung, doht ein gebrochenes Back to the Roots. Hier die weiße-männliche-euroamerikanische Zivilisation in Gestalt ihres avanciertesten technischen Mediums, dort die Stimme des Halbbluts von Downunder, die den Blues der australischen Ureinwohner, ihrer Verluste und ihrer Verlorenheit in die westliche Kunstszene bringt.

Tracey Moffatt gehört zu einem Typus von Künstlerinnen, die für ein erstarktes Frauenselbstbewußtsein stehen und in deren Arbeit der Prozeß des Heraustretens aus einer sozialen Underdog-Position selbst dann noch zum Vorschein kommt, wenn er nicht direkt thematisiert wird. In ihrer bürgerlichen Variante tritt diese Widerspiegelung eines Emanzipationsprozesses mit den “Untitled Film Stills” vor Augen, die Cindy Sherman Ende…



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