Franz Thalmair
Blue Times
Kunsthalle Wien, 1.10.2014 – 11.1.2015
Unumstritten ist: Farbe produziert Bedeutung. Sowohl in künstlerischen Zusammenhängen, in denen sie zur Artikulation von Ideen beiträgt, als auch in nicht-künstlerischen Kontexten, in denen sie für politische, ökonomische, psychologische oder sonstige Zwecke artikuliert wird. Welcher Farbe welche Stimmung zugeschrieben ist, ob sich die Zuschreibung auf eine einzige Stimmung reduzieren lässt, wie sich der Wert einer Farbe je nach Verwendungszusammenhang und wie sich ihre Konnotation im Laufe der Geschichte ändert, welche Bedeutung Farbe also immer wieder neu produziert – das bleibt umstritten.
Mit der Ausstellung „Blue Times“ in der Kunsthalle Wien versuchen Amira Gad und Nicolaus Schafhausen eine „assoziative Sozialgeschichte“ der Farbe Blau zu entwerfen, wie man dem Begleitheft der Schau entnehmen kann. Trotz räumlichen Gespürs und einer Dramaturgie, die – buchstäbliche wie sprichwörtliche – Gedankengänge zwischen den mehr als 30 versammelten künstlerischen Positionen geradezu forciert, scheitern die beiden Kuratoren jedoch nicht nur an der Offenheit ihres eigenen Konzepts, sondern vor allem auch an der fehlenden Anbindung an genau jene gesellschaftlichen Zusammenhänge, die sie „durch einen blauen Farbfilter“ und durch die exklusive Brille der bildenden Kunst betrachten.
Die Ausstellung ist zweigeteilt: Im großen Ausstellungsraum der Kunsthalle Wien, im ersten Teil der Schau, breiten sich unterschiedlichste künstlerische Formate von Malereien, Installationen, Zeichnungen, Videos, auf Sprache oder Sound basierende Interventionen und Neon-Arbeiten in einem abwechslungsreichen und dementsprechend gewinnenden Parcours aus. Eine Mischung, die durch das Einbinden von unterschiedlichen KünstlerInnen-Generationen, vom 1882 geborenen Otto Neurath bis zum 1982 geborenen Michael Staniak, das Potenzial hat, nicht nur die Assoziationen der…