Blinky Palermo
Städtisches Kunstmuseum, Bonn
Es war noch nicht allzu lange her, da hatte die Münchner Palermo-Ausstellung in Köln gastiert. Auch noch nicht lange her die Vermutung, daß eine große Palermo-Präsentation überhaupt nicht von Bonn zu leisten sei. Das waren Herausforderungen für das Städtische Kunstmuseum in Bonn, dessen Ruf als mißliche Architektur zu den überflüssigsten und störendsten Faktoren dieses Hauses gehört. Allem zum Trotz hat sich die Bonner Präsentation des Werkes von Blinky Palermo in Auswahl, Hängung und Beziehungsgefüge als ein bemerkenswertes Unterfangen dargestellt.
Daß manches sich mit der Münchener kreuzt, bleibt unausweichlich. Schließlich handelt es sich um denselben Künstler. Aber, dies war die breiteste Darbietung des Werkes von Palermo, vornehmlich durch die umfangreiche Dokumentation seiner Wandmalereien in einem eigenen Raum. Als Etappe einer gültigen Aufarbeitung dieses Werkes, dessen Utopien, nicht dessen Ende erahnbar war angesichts des frühen Todes seines Autors, möchte Dierk Stemmler die Präsentation meist “nordrhein-westfälischer” Arbeiten verstehen. Zwar sitzt man in Amerika an einer ausführlichen Bearbeitung, doch diese wie jede andere Palermo-Ausstellung werden deutlich machen: der Künstler wird so schnell noch nicht abzuhaken sein.
Wichtig an dieser Ausstellung: sie bot alle Widerhaken, denen sich Palermo selbst ausgesetzt hat. Sie zeigte das unglaublich simple und furchtbar komplizierte Spannungsfeld zwischen Naturlandschaft und autonomer Malerei, zwischen wirklicher und künstlicher Wirklichkeit, zwischen Utopie und Form, Idee und Stoff.
Es waren in Bonn alle Werkgruppen exemplarisch vertreten und damit alle Indizien für Palermos heftiges Ringen um Bild, Objekt, Raum und Fläche – dies vornehmlich auch, weil im vollbesetzten Museumshaus alles miteinander dialogisieren konnte, weil schnell gebildete Urteile…