Blick Verschiebung
Zentrum für Kunst und Öffentlichen Raum Schloss Biesdorf (ZKR) 21.10.2017 – 08.04.2018
von Claudia Wahjudi
Im Herbst 2017 ist die Mauer so lang fort, wie sie zuvor stand: 28 Jahre nach deren Fall widmet sich eine Ausstellung im Berliner Zentrum für Kunst und Öffentlichen Raum Schloss Biesdorf (ZKR) der innerdeutschen Grenze und ihren Folgen. „Blick Verschiebung“ zeigt Fotografien, die exemplarisch veranschaulichen, wie An- und Abwesenheit der Mauer Städte, Regionen und die dort lebenden Menschen verändert haben.
Die Einschnitte waren tief. An die Anlage mit Todesstreifen erinnern ganz konkret die verblichenen Schwarzweißpolaroids von Manfred Pauls „Tableaus Mauerfall“. Mit Orten und Daten der Aufnahmen von 1989/90 beschriftet, halten sie die Bruchstücke des brachialen Bauwerks fest: Reste aus Beton, Stahl und Holz. Noch fünf, sechs Jahre später sollten die Grenzgebiete wirken, als habe sich die Blockpolitik in ihnen für immer einschreiben wollen. Jürgen Rehrmanns Serie „Die Wischedörfer“ von 1995 zeigt in Schwarzweiß verfallende Bauernhäuser an der Elbe: Viele Bewohner waren gezwungen worden, ihre Höfe an dem Grenzfluss zu verlassen. An der Oder wiederum fotografierte Joachim Richau nackte Betonpfähle und zerstörte Wachtürme an einem weitgehend naturbelassenen Ufer gegenüber von Polen.
Rehrmanns und Richaus Serien gehören zur Sammlung des Brandenburgischen Landesmuseums für Moderne Kunst (BLMK), in dem das Cottbuser Kunstmuseum Dieselkraftwerk und das Museum für Junge Kunst, Frankfurt an der Oder, 2017 aufgegangen sind. Das BLMK und das Berliner ZKR bestreiten „Blick Verschiebung“ gemeinsam. Es passt hervorragend. Die Brandenburger verfügen über große Bestände an Landschaftskunst, Kunst aus der DDR und sowie Erfahrung mit Konzeptkunst dank Ulrike Kremeier,…